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Israel-Kongress in Berlin: „Ein himmlisches Gefühl“

BERLIN (inn) – In Berlin haben am Sonntag rund 3.000 Teilnehmer den 3. Israel-Kongress besucht. DGB-Chef Michael Sommer wurde mit dem Arno-Lustiger-Preis geehrt, der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, hielt eine Verteidigungsrede für Israel. Politiker des jüdischen Staates grüßten die Besucher per Video.
Gegen Warenboykott: DGB-Chef Sommer (2.v.r.) erhielt den Arno-Lustiger-Preis

„Das Beste wäre, wenn ein solcher Kongress nicht mehr stattfinden müsste, weil Israel einfach in Ruhe gelassen wird“, sagte Graumann unter starkem Beifall. Solange dies aber nicht der Fall sei, müsse man sich in Geduld üben und weiterhin für Fairness und Verständnis gegenüber Israel werben. „Es ist ein himmlisches Gefühl, unter so vielen Israel-Freunden zu sein“, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: „Gerade Raritäten schätzt man ja besonders.“
Graumann wies in seiner Rede darauf hin, dass auch er selbst sich nur traue, für das Judentum zu sprechen, weil die Juden im Staat Israel für den Fall der Fälle einen sicheren Rückzugsort hätten. „Wie schnell so ein Fall eintreten kann, hat sich an der Beschneidungsdebatte gezeigt“, sagte er. Die in Deutschland lebenden Juden seien in dieser Debatte mit hochmütigen Lektionen überrannt und als Kinderquäler gebrandmarkt worden. Es sei gut, dass die Bundesregierung schnell klare Worte gefunden habe.
Im Bezug auf den Iran erklärte Graumann: „Das Monster-Mullah-Regime bezeichnet Israel bis heute als ein Geschwür. Auch der scheinheilige neue Präsident verfolgt finstere Absichten, da soll sich der Westen nicht täuschen lassen.“ Die Islamische Republik transportiere weiterhin jeden Tag Terror und Tod in die Welt. Immer mehr Politiker verlangten von Israel, mit der Hamas zu verhandeln, obwohl auch diese vom Iran gesponsert werde. „Wie soll man das eigentlich machen?“, fragte Graumann. „Wie redet man mit jemandem gemütlich über die eigene Ermordung? Solche Forderungen sind keine Ratschläge, sondern Tiefschläge, die man nicht befolgen darf.“
In Deutschland und Europa sieht Graumann eine Doppelmoral, wenn es um die Bewertung Israels geht: „Wo bleibt das Reden aus Brüssel, wenn im Gazastreifen von Israel aus dem Gefängnis freigelassene Mörder und Sadisten als Helden willkommen geheißen werden?“, fragte er. „Wo war Günther Grass, als Nordkorea die Welt mit Atomwaffen bedroht hat? Wo bleiben kritische Artikel von Jakob Augstein angesichts der Massenmorde in Syrien?“

DGB-Chef: Nie wieder Boykott jüdischer Waren

Der mit dem Arno-Lustiger-Preis des Israel-Kongresses geehrte Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, erteilte in seiner Dankesrede dem Boykott israelischer Waren eine Absage. „Solange ich Präsident des Weltgewerkschaftsbundes bin, wird dieser das nicht beschließen“, sagte er. Auch in deutschen Gewerkschaften gebe es sehr Israel-kritische Stimmen. „Meine Wertung ist aber eine andere“, sagte Sommer. „Es gibt die Notwendigkeit eines ehrlichen Friedens, und dazu gehört, dass sich niemand in seiner Existenz bedroht fühlen muss. Solange Israel in seiner Existenz bedroht wird, stehe ich an der Seite Israels.“
Am Nachmittag teilte sich der Israel-Kongress erstmals in fünf verschiedene Themengebiete, so genannte „Labs“ zu den Themen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Religion, auf. Bei einer Podiumsdiskussion über die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel erklärte der Außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, dass Israel sich auf Deutschland als loyalen Partner auch bei Waffenlieferungen verlassen könne. Zu den neuen EU-Richtlinien über die Kennzeichnung importierter israelischer Waren sagte er: „Viele Leute in Brüssel sind von guter Realpolitik sehr weit entfernt.“ Johanan Plesner, bis Anfang des Jahres Knesset-Abgeordneter der Kadima-Partei, appellierte an Deutschland, mehr Verantwortung zu übernehmen: „Ein auf der Weltbühne passives Deutschland können wir uns nicht leisten, gerade in Zeiten, in denen die Amerikaner die Lasten auf mehr Schultern verteilen wollen.“

Bürgermeister Jerusalems lobt kreative Szene

Prominente israelische Politiker würdigten den Kongress mit Grußbotschaften in Schrift- oder Videoform. So verglich der Bürgermeister Jerusalems, Nir Barkat, die israelische Hauptstadt mit Berlin. An beiden Orten spiele die kreative Szene und junger Unternehmensgeist eine große Rolle. Justizministerin Zippi Livni bekannte, aus einem Elternhaus zu stammen, in dem deutsche Produkte aufgrund der Geschichte boykottiert worden seien. „Als ich in Parlament und Regierung gewählt wurde, habe ich die Wichtigkeit unserer Beziehungen erkannt und denke, wir müssen uns auf die Zukunft fokussieren, statt in die Vergangenheit zu schauen.“
Staatspräsident Schimon Peres und Premierminister Benjamin Netanjahu dankten den Kongress-Veranstaltern schriftlich für ihr Engagement. Der israelische Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, wies zu Beginn der Konferenz auf das 2015 anstehende 50-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hin.
Abgerundet wurde das Programm durch ein Konzert von Teilnehmern der TV-Casting-Shows „The Voice of Germany“ und „The Voice of Israel“. Zum Kongress gehörte zudem eine Fachausstellung, bei der zahlreiche Tourismusanbieter, Israelwerke und -verbände ihre Arbeit vorstellten. Der Veranstalter Sacha Stawski vom Verein „I Like Israel“ zeigte sich gegenüber Israelnetz zufrieden mit dem Verlauf des Kongresses und kündigte den nächsten Israel-Kongress für 2015 an.

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