Suche
Close this search box.

Begegnung mit der Wüstenheuschrecke „Schistocerca gregaria“

JERUSALEM (inn) – So eine Heuschrecke wurde mir am Mittwoch zum Abendessen angeboten. Gastarbeiter aus Vietnam und Thailand sind begeistert über das, was der kühle Westwind massenweise in den Süden Israels treibt, manchmal gar in dichten Wolken.
Die Heuschrecken ließen sich in der Wüste nieder.

Einer meiner berühmtesten Namensvettern, Johannes der Täufer, hat sich davon ernährt. Vietnamesen und Thais schwören darauf, beißen genüsslich vor laufender Kamera hinein und behaupten, die Wanderheuschrecke schmecke wie Pommes frites. Vielleicht kommt das daher, weil sich – so die Beobachtung israelischer Bauern – die Tiere besonders gerne von Kartoffelpflanzen ernähren. Zudem, und das sagen Wissenschaftler, hätten die Insekten einen hohen Eiweißgehalt. Prost Mahlzeit also!
Ich habe sie trotzdem nicht probiert – obwohl die Heuschrecken koscher sein sollen und mein Kollege, das weltweit gerühmte Kochgenie Ulrich W. Sahm, Koch- und Backrezepte parat hält für den Fall, dass sich ein Wanderheuschreckenschwarm einmal nach Jerusalem verirren sollte. In Saudi-Arabien bezahlt man für ein Kilo Wanderheuschreckendelikatesse gar 80 Euro. Möge der Westwind noch viele dieser Leckerbissen weiter auf die Arabische Halbinsel treiben! Dann können sich die armen Saudis endlich als Heuschreckensammler und -händler eine goldene Nase verdienen.
Auch die Tatsache, dass die Heere der schrecklichen Schrecken, die seit Menschengedenken schon so manche Hungersnot im Heiligen Land ausgelöst haben, beim Grenzübertritt vom ägyptischen Sinai im Gelobten Land mit Insektiziden empfangen werden und deshalb schon bald erschöpft zu Boden sinken und verenden, hat mich vom Essen abgehalten. Israelische Landwirte schätzen den Schaden der Heuschreckeninvasion auf Zigtausende Euro. Das Gift soll laut Landwirtschaftsministerium für den Zweitverbraucher – also Mensch oder Tier, der oder das Wüstenheuschrecken nascht oder sich gar von ihnen ernährt – ungefähr so gefährlich sein wie Coca Cola. Das versicherten mir Mitarbeiter der israelischen Naturschutzbehörde, die ihrem Landwirtschaftsministerium allerdings ebenso wenig glauben wie ich. Wobei natürlich die Frage bleibt, wie schädlich Coca Cola tatsächlich ist. Vielleicht klingt die Angabe des Landwirtschaftsministeriums ja nur so unglaubhaft in den Ohren derer, die Cola für ein Heilmittel halten.

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen