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Waffenschmuggler und Zigarettenverkäufer aus Warschauer Ghetto an Krebs gestorben

MEGIDDO (inn) - Als Jugendlicher schmuggelte er Waffen für den Widerstand ins Warschauer Ghetto und überlebte als einziger Vertreter seiner Familie die Schoah. In den vergangenen Jahren setzte er sich für ein Museum in Israel ein, das an typische polnische Städte vor dem Holocaust erinnern soll. Am Samstag starb David "Jorek" Plonski im Alter von 83 Jahren an Krebs.

Plonski „hat das repräsentiert, was dem jüdischen Volk im 20. Jahrhundert widerfahren ist“, meint die Direktorin des Zentrums für Holocauststudien und -gedenken in Givat Aviva, Graciela Ben-Dror. „Den Holocaust und die Erlösung, den Verlust und den Kampf um die Gründung des Staates.“ Plonski wurde 1926 geboren und wuchs außerhalb der Hauptstadt Warschau auf. Als die Juden ab 1940 im Ghetto leben mussten, unterstützte er seine Familie, indem er Lebensmittel hineinschmuggelte.

Als er im August 1942 wieder einmal ins Ghetto kam, waren seine Eltern dabei, sich für einen Transport vorzubereiten. Er versteckte sich und überlebte als einziger, während seine Eltern mit zwei Kindern deportiert wurden – vermutlich ins Vernichtungslager Treblinka. Dort wurden sie ermordet. „Ich wurde allein gelassen und wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte“, sagte Plonski einst laut der Zeitung „Ha´aretz“ bei einer Zeugenaussage im Haus der Ghettokämpfer.

Schmuggel durch die Kanalisation

Der Junge wurde überredet, sich dem Widerstand gegen die Naziherrschaft im Ghetto anzuschließen: „Ich war gut vertraut mit den Übergängen von der arischen Seite zum Ghetto. Also schmuggelte ich Essen und Waffen für die Kämpfer. Ich nahm an dem Aufstand im April 1943 teil. Ich war einer der letzten im Ghetto und kam im Juli 1943 durch die Kanalisation auf die arische Seite. Ich ging durch die Abwasserrohre zurück, um das mitzunehmen, was die Kämpfer unserer Gruppe zurückgelassen hatten.“

Plonski verwendete falsche Papiere und verkaufte mit anderen jüdischen Jungen, die „arisch“ aussahen, Zigaretten auf dem „Drei-Kreuze-Platz“ in Warschau. Über die Erlebnisse dieser Jugendlichen schreibt Joseph Ziemians in seinem Buch „Sag bloß nicht Mosche zu mir, ich heiße Stasiek!“, das 2005 erschienen ist. Der Autor war den jungen Juden persönlich begegnet, als sie ihre Zigaretten anpriesen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg half Plonski bei der Suche nach jüdischen Waisenkindern. Er wanderte 1948 nach Israel ein und kämpfte im Unabhängigkeitskrieg mit. Später heiratete er die Holocaust-Überlebende Alexandra. Sie bekamen drei Kinder. Der Sohn Eitan starb im Jom-Kippur-Krieg, als er verwundete Soldaten retten wollte.

David „Jorek“ Plonski hinterlässt seine Ehefrau, die beiden Töchter und sieben Enkel. Am heutigen Montag wird er im Kibbutz Megiddo nahe Afula beigesetzt, den er 1949 mit anderen Überlebenden der Judenverfolgung in Europa gegründet hatte. Das von ihm angeregte Museum soll am 21. April in Givat Aviva, zwischen Tel Aviv und Haifa, eröffnet werden.

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