Suche
Close this search box.

Broder: „Antizionismus ist neues Gewand des Antisemitismus“

BERLIN (inn) - Antisemitismus und Antizionismus sind zwei Seiten derselben Münze. Diese Ansicht äußerte der Publizist Henryk M. Broder in einer Anhörung zum Thema Antisemitismus vor dem Innenausschuss des Deutschen Bundestags.

Der Judenhass, wie er aus der Geschichte vertraut sei, mit Grabschändungen und Hakenkreuzschmierereien, stamme „aus der Asservatenkammer des letzten und vorletzten Jahrhunderts“, sagte Broder. „Der moderne Antisemit dagegen tritt ganz anders auf. Er hat keine Glatze, dafür Manieren, oft auch einen akademischen Titel, er trauert um die Juden, die im Holocaust ums Leben gekommen sind, stellt aber zugleich die Frage, warum die Überlebenden und ihre Nachkommen aus der Geschichte nichts gelernt haben und heute ein anderes Volk so misshandeln, wie sie selber misshandelt wurden.“

Der moderne Antisemit glaube nicht an die „Protokolle der Weisen von Zion“, dafür fantasiere er über die „Israel-Lobby“, die Amerikas Politik bestimme, so wie ein Schwanz mit dem Hund wedele. „Der moderne Antisemit gedenkt selbstverständlich jedes Jahr der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar, zugleich aber tritt er für das Recht des Iran auf atomare Bewaffnung ein. Denn: ‚Was man Israel oder Pakistan gewährt, kann man dem Iran nicht verweigern‘ – Originalton Norman Paech. Oder er dreht kausale Zusammenhänge um und behauptet, die atomare Bedrohung gehe nicht vom Iran, sondern von Israel aus – wie es Professor Udo Steinbach vor kurzem in einer Sendung des WDR getan hat.“

„Dankbar für Möglichkeit, Ressentiments politisch korrekt auszuleben“

Der moderne Antisemit finde den ordinären Antisemitismus schrecklich, bekenne sich aber ganz unbefangen zum Antizionismus, fügte Broder hinzu. Er sei dankbar für die Möglichkeit, seine Ressentiments in einer politisch korrekten Form auszuleben. „Denn auch der Antizionismus ist ein Ressentiment, wie der klassische Antisemitismus es war. Der Antizionist hat die gleiche Einstellung zu Israel wie der Antisemit zum Juden. Er stört sich nicht daran, was Israel macht oder unterlässt, sondern daran, dass es Israel gibt. Und deswegen beteiligt er sich so leidenschaftlich an Debatten über eine Lösung der Palästina-Frage, die für Israel eine Endlösung bedeuten könnte, während ihn die Zustände in Darfur, in Zimbabwe, im Kongo und in Kambodscha kalt lassen, weil dort keine Juden involviert sind. Fragen Sie doch mal den außenpolitischen Sprecher der Linken, wie viele Stellungnahmen er in den letzten Monaten zu ‚Palästina‘ abgegeben hat und wie viele zu Tibet. Danach reden wir weiter.“

Neu sei auch das Berufsbild des Freizeitantisemiten, der tagsüber seiner regulären Arbeit nachgehe – unter Umständen sogar bei einer Bundesbehörde – und nach Dienstschluss „israelkritische“ Texte verfasse, sagte Broder weiter. Diese erschienen dann auf „obskuren antizionistischen Websites“. Niemand wolle ein Antisemit sein, aber in der „Hall of Shame“ der Antizionisten werde der Platz langsam knapp.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen