NAZARETH (inn) – Die Katholiken in der arabischen Ortschaft Muqibla in Gilboa müssen in eine Kirche in das nördliche Nazareth gehen, wenn sie an einem Gottesdienst in einer Kirche teilnehmen wollen. Doch jetzt wollen die israelischen Araber in dem Dorf ein eigenes Gotteshaus bauen.
Nach Angaben von Achmed al-Bahiri, Ratgeber im lokalen Gemeindezentrum, wäre es die erste Kirche, die seit der byzantinischen Epoche in dieser Gegend errichtet wird. „Mehr als 1.000 Jahre lang sind in Gilboa keine Kirchen gebaut worden“, so al-Bahiri.
Muqibla ist eine von fünf arabischen Ortschaften, die zum Bezirk Gilboa gehören. Sie liegt nur wenige hundert Meter nördlich der Autonomiestadt Dschenin, auf der anderen Seite der „Grünen Linie“. Von den rund 3.600 Einwohnern sind 200 römisch-katholisch, die restlichen Bewohner gehören dem Islam an. In den vier anderen Dörfern leben keine Christen.
Wie der Moslem Salam Eid, stellvertretender Vorsitzender des Regionalrates, mitteilt, sind die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen ausgezeichnet. Wenn die Grundschüler Koranunterricht haben, erhalten die 30 katholischen Schüler ihren eigenen Religionsunterricht, berichtet die Tageszeitung „Ha´aretz“. Seit vier Jahren gibt es eine offizielle Weihnachtszeremonie in Muqibla, an der das ganze Dorf teilnimmt.
Allerdings haben die Christen kein eigenes Kirchengebäude. Einmal in der Woche zelebriert ein Priester aus Nazareth in einem winzigen Kellerraum eine Messe. Deswegen hat der Regionalrat die israelische Landverwaltung gebeten, Ackerland für den Bau einer Kirche zur Verfügung zu stellen. Der Gemeinderat, der ausschließlich aus Moslems besteht, gab seine Zustimmung zu dem Projekt.
Finanzielle Unterstützung erhielten die Katholiken vom Regionalrat und durch Spender. Das Budget von umgerechnet rund 29.300 Euro reichte allerdings bisher nur für den Fußboden und einen Teil der Wände. Al-Bahiri schätzt, daß die Gesamtkosten für das Bauprojekt etwa 440.000 Euro betragen werden.