Sein Ziel, so Gerloff, sei es, durch seine Gedanken festgefahrene Denkstrukturen zu lösen und den Menschen die notwendigen Kenntnisse über den Konflikt zu vermitteln. „Wir dürfen uns beim Thema Israel nicht von einer Seite vereinnahmen lassen und Opfer der Propaganda werden.“ Fakt sei, dass durch kriegerische Handlungen auf beiden Seiten irreparable Schäden entstehen. Trotzdem dürfe nicht alles „brav und ungeprüft“ übernommen werden.
Gerloff verdeutlichte, dass Israel 1967 das Westjordanland in einem Verteidigungskrieg erobert habe. Der Aufruf an Jordanien, nicht in den Krieg einzugreifen, blieb jedoch ungehört. Noch im Herbst desselben Jahres habe Israel den Beschluss gefasst, nicht das Land, sondern nur den Frieden zu wollen. Doch die Gegenseite habe ein dreifaches Nein signalisiert: Ein Nein zur Anerkennung, ein Nein zu Verhandlungen und ein Nein zum Friedensschluss, so dass Israel weiter im Besitz dieser Gebiete blieb.
Die Umsiedlung von mittlerweile 850.000 Juden wäre wirtschaftlich gar nicht durchführbar. „Allein die Umsiedlung von 60.000 Juden würde 25 bis 35 Milliarden US-Dollar kosten“, machte Gerloff deutlich. Aufgabe der Politik sei es, nach realistischen Lösungen zu suchen. In diesem Prozess dürften keine Erwartungen geschürt werden, die man später nicht einhalten und umsetzen könne. „Auch die deutsche Regierung muss zu ihren eigenen Maßstäben stehen“, forderte Gerloff. Viele Israelis und Araber merkten sofort, wenn unrealistische Ansichten geäußert würden.
In der theologischen Betrachtung ging der Theologe auf Gottes Verheißung an Abraham (1. Mose 12) ein. Zunächst einmal sei dies eine exklusive Beziehung zwischen Gott und Abraham beziehungsweise dem Volk Israel, zu dem der nötige Abstand gewahrt werden müsse. Die Aufforderung, „ein Segen für andere zu sein“, mache deutlich, dass jeder Einzelne Teilhaber des Segens sei.
Diese Verheißung an das Land und das Volk werde in 1. Mose 15 bestätigt. „Obwohl Israel immer noch ungehorsam ist, nimmt Gott seinen Bund nicht zurück und hält sein Wort.“ Der Kern der Abrahams-Verheißung sei Jesus, der Gottes Handeln mit dieser Welt und durch sein Volk zeige. Der Mensch habe die Aufgabe dies anzunehmen.
Musikalische Beiträge lieferten der Pianist Johannes Schmidt (Bühl) und das Gesangsquartett „harmony academy“. Egmond Prill (Kassel), Leiter von Israelnetz, betonte mit einem Bibelzitat, dass Gott die Fäden der Geschichte und des Volkes Israel in seiner Hand hat. Durch das Programm führte Mathias Lauer (Siegen), als Missionsleiter der Deutsche Zeltmission.