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Nach Mord: Abbas reist nicht zu UN-Versammlung

GAZA (inn) – Palästinenserführer Mahmud Abbas hat seine Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York abgesagt. Anlass ist der Mord am früheren palästinensischen Sicherheitschef Mussa Arafat in der Nacht zum Mittwoch.

„Angesichts der Übergabe von Gaza in den nächsten Tagen und der Sicherheitslage hat der Präsident beschlossen, in Gaza zu bleiben und nicht nach New York zu fahren“, teilte Chef-Unterhändler Saeb Erekat mit.

„Volkswiderstandskomitee“ dementiert

Mussa Arafat war von Palästinensern erschossen worden, die sein Haus und sein Schlafzimmer gestürmt hatten. Sein ältester Sohn Manhal Arafat wurde entführt. Zu dem Mord bekannte sich am Mittwochmorgen die Terrorgruppe „Volkswiderstandskomitee“ (PRC). Zudem teilte sie mit, sie befrage den Sohn und werde ihn später „nach Allahs Gesetzen“ verurteilen. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, dementierte die Organisation Stunden später jegliche Verbindung zu den Vorfällen.

Zuvor hatte es Gespräche zwischen ägyptischen und palästinensischen Vermittlern sowie führenden Vertretern des PRC gegeben. Von ägyptischer Seite nahmen Geheimdienstoffiziere teil, die im vergangenen Monat im Gazastreifen stationiert worden waren. Im Laufe dieser Gespräche kamen Differenzen innerhalb der Terrorgruppe zu Tage. Anschließend veröffentlichte die Organisation das Dementi.

Die Gruppierung besteht vor allem aus früheren Mitgliedern von Abbas‘ Fatah-Partei. Zudem gehören ihr Vertreter der Terrorgruppen Hamas und Islamischer Dschihad an. Sie hat sich zu zahlreichen tödlichen Anschlägen auf Israelis bekannt.

Unterdessen gab es widersprüchliche Angaben zu dem entführten Sohn. Ein ranghoher israelischer Sicherheitsbeamter sagte gegenüber der Tageszeitung „Ma´ariv“, Manhal Arafat sei ebenfalls ermordet worden. Von palästinensischer Seite hieß es hingegen, er sei noch am Leben und werde freigelassen. Die Entführer würden es nicht wagen, die ägyptischen Vermittler zu enttäuschen.

Kritik an Abbas und Qrea

Abbas sagte nach dem Mord, er sei entschlossen, die Verantwortlichen zu finden. Der Mord werde die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung nicht verhindern. Unter den Palästinensern gab es Kritik, die allerdings in der Öffentlichkeit kaum geäußert wurde. „Ich hoffe, dass es nicht dazu kommt, aber wenn es so weitergeht, ist der Tag nicht fern, an dem wir zu einem Bagdad werden“, sagte ein Kabinettsmitglied im Gespräch mit „Ma´ariv“.

Ein ranghoher Vertreter der Sicherheitsapparate in Gaza meinte, der Mord sei vorhersehbar gewesen. Abbas habe Schwäche gezeigt, als er den früheren Sicherheitschef nicht wegen seiner korrupten Taten vor Gericht stellte: „Wir hatten Beweise, dass Mussa Arafat Waffen von den Apparaten stahl und sie an die Hamas verkaufte. Das war ausreichend, um ihn anzuklagen, und das haben wir Abu Masen (Abbas) gesagt. Aber er hat beschlossen, ihn zu entlassen und ihm einen Posten als Berater im Rang eines Ministers zu verleihen. Wir haben ihn gewarnt, dass Leute das nicht stillschweigend übergehen, sondern Mussa Arafat etwas antun würden. Aber er hatte nicht den Mut, die Konfrontation von Angesicht zu Angesicht mit ihm zu suchen.“

Der palästinensische Offizier äußerte auch Kritik an Premierminister Ahmed Qrea: „Er begreift überhaupt nicht, was in Gaza geschieht. Er denkt, wir seien in Europa und benimmt sich, als würde er von der Seite zuschauen und sei kein Teil des palästinensischen Volkes.“

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