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Nach Festnahme Saddams: Palästinenser sind enttäuscht

JERUSALEM (inn) – Mit Enttäuschung und Unglauben hat der Großteil der Palästinenser am Sonntag die Nachricht von der Festnahme des ehemaligen irakischen Diktators Saddam Hussein zur Kenntnis genommen. Die USA würden „einen sehr hohen Preis“ für die Verhaftung bezahlen, kündigte Abdel Asis Rantisi, Führer der Hamas im Gazastreifen, an.

„Was die Vereinigten Staaten getan haben, ist häßlich und verachtenswert. Es ist eine Beleidigung für alle Araber und Muslime“, sagte der Sprecher der Terrorgruppe gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

„Ich kann nicht glauben, daß Präsident Saddam von den Amerikanern gefaßt wurde. Saddam war der einzige arabische Führer, der sich um uns gekümmert hat. Er hat die palästinensische Sache von Anfang an unterstützt. Seine Verhaftung ist ein Rückschlag für alle Palästinenser. Es ist schade, daß er nicht gekämpft hat“, zitiert die Tageszeitung „Jerusalem Post“ den Taxifahrer Fathi Salman aus Ramalla.

Eine 43jährige Lehrerin aus der Autonomiestadt zeigte sich ebenfalls enttäuscht: „Ich saß mit meinen Freundinnen zusammen, als wir die schlechten Nachrichten hörten. Wir haben alle angefangen zu weinen, denn wir lieben Saddam und wir hassen (US-Präsident George W.) Bush und (Israels Premierminister Ariel) Scharon. Das ist ein großer Sieg für Bush und Scharon und die Feinde des palästinensischen Volkes. Wir hoffen, der irakische Widerstand wird den amerikanischen Hunden jetzt eine ordentliche Lektion erteilen“, so Chairijeh Said.

Im Gegensatz zu dieser weit verbreiteten öffentlichen Meinung sprach Hatem Abdel Kader, ein hochrangiges Mitglied der Fatah-Partei, hoffnungsvoll über die Zukunft des Irak. „Ich denke, die Iraker können jetzt endlich ihren Geburtstag feiert. Das ist das Schicksal aller Tyrannen. Es ist ein erniedrigendes Ende für einen Diktator. Wir hätten uns gewünscht, daß er von den Irakis und nicht von den Amerikanern verhaftet worden wäre.“

Die meisten Palästinenser seien enttäuscht darüber gewesen, daß Saddam nicht versucht hat, zu kämpfen. „Es wäre besser gewesen, wenn er getötet worden wäre. So wäre er wenigstens einen ehrenvollen Tod gestorben“, sagte Kader weiter.

Seitens der Palästinensischen Regierung gibt es noch keine offizielle Stellungnahme.

Israels Premier Scharon sprach hingegen von einem „großen Tag für die demokratische Welt, für diejenigen, die für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfen und die gegen den Terrorismus sind“. Noch am Sonntag habe er Bush angerufen und ihm zu der erfolgreichen Operation gratuliert.

Schätzungen zufolge hat Saddam in den drei Jahren des palästinensischen Aufstandes mehr als 50 Millionen Dollar an die Palästinenser gezahlt. Das Geld ging vor allem an Hinterbliebene von Selbstmordattentätern und Angehörige von Palästinensern, die durch israelische Soldaten erschossen worden waren oder in Gefechten starben sowie an Palästinenser, deren Häuser von der israelischen Armee zerstört worden waren.

Als Saddam während des zweiten Golfkrieges 1991 Israel mit Scud-Raketen beschoß, tanzten Palästinenser auf den Dächern und brachten ihre Solidarität mit dem Diktator zum Ausdruck. PLO-Chef Jasser Arafat reiste damals in die irakische Hauptstadt Bagdad und bekundete seine Unterstützung für Saddams Einmarsch in Kuwait.

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