„In 24 Stunden, genau um 22.54 Uhr Berliner Zeit, wird diese Seite geschlossen werden“, postete Naor Narkis am Donnerstagabend auf der von ihm gegründeten Facebookseite „Olim LeBerlin“ (Auswandern nach Berlin). „Im Laufe der letzten 30 Tage hat diese Seite die Stimme sehr vieler Israelis hören lassen.“ Die Anonymität habe es ihm ermöglicht, die Stimme von vielen zu sein. Er habe Probleme thematisieren wollen, „über die weder die Medien noch die Politiker in den letzten drei Jahren sprechen wollten“. Doch vor einer Woche lüftete der 25-jährige Israeli gegenüber der Tageszeitung „Washington Post“ das Geheimnis seiner Identität.
Die Kampagne wurde vor allem bekannt durch den Vergleich von Lebensmittelpreisen zwischen Deutschland und Israel. Anhand eines Aldi-Kassenbons legte der Initiator dar, dass die Lebenshaltungskosten in Berlin deutlich billiger seien als in Israel. Im Mittelpunkt stand der bei Israelis beliebte Schokoladenpudding „Milky“. Die Betreiber der Facebookseite wandten sich sogar an Bundeskanzlerin Angela Merkel, um eine Erleichterung für Arbeitsvisa zu erwirken (Israelnetz berichtete).
„Auf Wiedersehen in Israel“
Nun zieht Narkis das Fazit: „Diese Seite hat bewiesen, dass es, wenn man stark genug etwas ändern will, ausreicht, ein Paar offener Augen zu haben und mit lauter Stimme zu sagen, was man denkt. Dass man alles tun kann. Sich an die deutsche Bundeskanzlerin wenden, die israelische Regierung zum Zittern bringen, zur spanischen Regierung geschickt werden, Kontinente überqueren, vergleichen, untersuchen, behaupten, diskutieren, sich ärgern, Schmerz empfinden.“ Als größten Feind macht er „eine außergewöhnliche Gleichgültigkeit gegenüber der Wirklichkeit draußen“ aus.
Doch der Initiator will anlässlich seiner Berühmtheit nach der Enthüllung nicht nur eine kurze Ruhephase haben. Er plant auch die Rückkehr in sein vielgescholtenes Heimatland: „Im Laufe des nächsten Monats werde ich nach Israel zurückkehren. Was ich hier erlebt habe, hat mich sehr beeinflusst.“ Er wolle keine falschen Versprechungen verbreiten oder so tun, als könne er einen „Wandel“ herbeiführen. Im Augenblick müsse er sich vor allem erholen. „Aber ich habe die Hoffnung, dass wir alle gemeinsam als Gesellschaft es können“, schreibt der Israeli. Ein paar Worte auf einer Facebookseite würden allerdings noch keine Revolution bewirken.
Bis zum späten Freitagvormittag hatte die Seite „Olim LeBerlin“ 20.840 „Gefällt mir“-Angaben. Narkis schreibt zum Abschied: „Danke. Und das Wichtigste, wir sehen uns – in Israel.“