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Muhammad Alis kompliziertes Verhältnis zu den Juden

Muhammad Ali ist tot. Die amerikanische Boxerlegende verstarb in der Nacht zum Samstag in Arizona im Alter von 74 Jahren an den Folgen seiner Parkinson-Erkrankung. Ali setzte sich für den palästinensischen Kampf gegen Israel ein. Sein Verhältnis zum Judentum war äußert schwierig.
Muhammad Ali gehörte zu den bedeutendsten Schwergewichtsboxern des 20. Jahrhunderts (Bild 1967)
Im Jahr 1964 bekannte sich der als Cassius Clay in Louisville in Kentucky 1942 geborene Muhammad Ali zur radikalen „Nation des Islam“. Er hatte ein sehr kompliziertes Verhältnis zum Judentum, das die israelische Tageszeitung „Ha‘aretz“ zusammenfasst. In den 1960er Jahren setzte sich „der Größte“, wie sich Ali nannte, prominent für die Rechte der Schwarzen in den USA ein. Er verweigerte die Rekrutierung zur US-Armee mit dem Argument: „Ich habe keinen Streit mit dem Vietcong. Kein Vietnamese hat mich je einen Nigger geschimpft.“ Zeitgleich mit seiner Bekehrung zum Islam 1964 sympathisierte er mit dem Kampf der Palästinenser gegen Israel. Mit seiner scharfen Zunge polemisierte er gegen Juden und Zionismus. Reportern in Beirut sagte er zu Beginn einer Tour durch den Nahen Osten, dass „die Vereinigten Staaten die Hochburg des Zionismus und Imperialismus“ seien. Bei einem Besuch in palästinensischen Flüchtlingslagern im Südlibanon zitierte eine Guerilla-Nachrichtenagentur den Boxweltmeister: „In meinem Namen und dem Namen aller Muslime in Amerika erkläre ich die Unterstützung für den palästinensischen Kampf, ihre Heimat zu befreien und die zionistischen Invasoren zu vertreiben.“ 1985 besuchte er Israel, um auf die Befreiung der in Israel inhaftierten muslimischen Brüder zu drängen. Etwa 700 libanesische Schiiten wurden damals in Atlit, südlich von Haifa, gefangen gehalten, während Israel noch den Südlibanon besetzt hielt. Ali wollte deren Freilassung auf „höchster Ebene“ diskutieren, doch israelische Beamte verweigerten „höflich“ diesen Ringkampf, wie es „Ha‘aretz“ formulierte. Bei einem Besuch in Indien 1980 rief Ali zum Boykott der Olympischen Spiele in Moskau auf, aus Protest gegen die russische Invasion in Afghanistan. Bei der Gelegenheit bezichtigte er die „Zionisten“, die Kontrolle der USA übernommen zu haben. Während der Geiselkrise in Teheran bezeichnete er die Iraner als „Fanatiker“, beschuldigte aber die Juden. „Religion ist nicht schlecht. Die Menschen sind schlecht. Die gesamte Machtstruktur ist zionistisch. Sie kontrollieren Amerika. Sie kontrollieren die ganze Welt. Sie sind in Wirklichkeit gegen die Religion des Islam. Sowie ein Moslem einen Fehler begeht, beschuldigen sie dessen Religion.”

Tochter heiratet einen Juden

In seinen späten Jahren wurde Ali zum “Zaidi”, jiddisch für “Opa”. Seine Tochter Chalia hatte einen jüdischen Mann, Spencer Wertheimer, geheiratet. 2012 beteiligte sich Ali „respektvoll“ an der Bar Mitzwa-Feier seines Enkels Jakob in der Rodef-Shalom-Synagoge in Philadelphia. Chalia sagte nach der Zeremonie: „Mein Vater hat uns in jeder Weise unterstützt. Er beachtete alles und schaute sich die Torah sehr genau an. Für Jakob war seine Anwesenheit sehr wichtig.“ Schon vorher hatte sich der Box-Weltmeister gemäßigt. Ehe er 1996 die olympische Flamme in Atlanta anzündete, erklärte er: „Meine Mutter war eine Baptistin. Sie glaubte, dass Jesus der Sohn Gottes war. Ich glaube nicht daran. Obgleich meine Mutter einer anderen Religion angehörte als ich, glaube ich, dass am jüngsten Tag meine Mutter im Himmel sein wird. Manche Juden führen ein gutes Leben. Sowie sie sterben, werden sie in den Himmel kommen. Es spielt keine Rolle, welcher Religion du angehörst. Ein guter Mensch erhält den Segen Gottes. Muslime, Christen und Juden dienen alle dem gleichen Gott. Sie dienen ihm auf unterschiedlichen Wegen. Und alle Menschen müssen daran arbeiten, miteinander zurecht zu kommen.” (uws)

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