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Münzen in Höhle belegen Nutzung als Zufluchtsort

Die Al-Dschanab-Höhle in Samaria war offenbar über die Jahrhunderte hinweg ein Geheimtipp. Immer wieder versteckten sich dort Bewohner der Umgebung vor unterschiedlichen Truppen.
Von Israelnetz

NABLUS (inn) – Muslime versteckten sich im 13. Jahrhundert auf der Flucht vor den in Richtung Ägypten vorrückenden Mongolen in einer Höhle beim heutigen Nablus. Dies war bislang nur eine Überlieferung ohne wissenschaftliche Grundlage. Doch nun haben Archäologen Belege dafür entdeckt. Und es war nicht das erste Mal, dass die Höhle als Zufluchtsort diente.

Ägypten erreichten die mongolischen Truppen nicht, weil sie 1260 in der Schlacht von Ain Dschalut überraschend den Mamelucken unterlagen. Doch sie gelangten immerhin bis Gaza und eroberten weitere Küstenstädte der Levante, zogen aber auch durch das Landesinnere.

Zwischen 2014 und 2017 haben Wissenschaftler mehrerer israelischer Institute in der El-Dschanab-Höhle geforscht, die auch als Usarin-Höhle bezeichnet wird. An der Studie beteiligten sich die Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan, die Hebräische Universität Jerusalem, die Universität Ariel, aber auch der Stabsoffzier für Archäologie in Judäa und Samaria, Schlomi Amami. Die Ergebnisse veröffentlichten sie im „Jerusalem Journal of Archaeology“.

Zugang nur über einen Baum möglich

Die Höhle befindet sich etwa 11 Kilometer südlich von Nablus. Der einzige Zugang ist ein 4 Meter breiter vertikaler Spalt, schreibt die Zeitung „Ha’aretz“ mit Bezug auf Dvir Raviv von der Bar-Ilan-Universität. Wer die Höhle betreten will, muss sich an einem Feigenbaum herablassen, der am Boden der Höhle wächst. Ob sich dort auch in früherer Zeit ein Baum befand, oder ob die Flüchtlinge eine Leiter oder Seile benutzten, ist nicht bekannt.

Innen besteht die El-Dschanab-Höhle aus mehreren Räumen, die teilweise durch sehr niedrige Zugänge miteinander verbunden sind. Dort entdeckten die Forscher Keramik und Münzen. Töpfe mit Deckeln deuten auf Vorratshaltung hin. Die ältesten Fundstücke stammen aus der späten Kupfersteinzeit, sind also rund 6.500 Jahre alt. Die neuesten Funde sind der Zeit der Mamelucken zuzuordnen, die von 1260 bis 1516 von Ägypten aus das Gebiet beherrschten.

Funde aus drei Epochen

Rafael Lewis vom Aschkelon-College spricht von drei Hauptperioden, aus denen die Funde stammten. In die späte persische beziehungsweise frühe hellenistische Zeit fallen demnach der samaritanische Aufstand gegen Alexander den Großen im Jahr 331 vor Christus sowie die Kriege nach seinem Tod, zwischen 312 und 301. In dieser Zeit sei die Höhle als Versteck genutzt worden. Das Wissen darüber sei offenbar von Generation zu Generation weitergegeben worden.

Die zweite Epoche ist die frühe römische Zeit. Während der ersten jüdischen Revolte gegen die Römer oder beim Bar-Kochba-Aufstand haben sich nach Erkenntnis der Archäologen Juden in der Höhle verborgen – oder auch zu beiden Zeitpunkten. Der Bar-Kochba-Aufstand wurde 135 nach Christus niedergeschlagen.

In der Höhle entdeckten die Forscher eine Münze, die zwischen 1242 und 1259 geprägt wurde. 1258 erschienen die Mongolen im heutigen Israel. Daraus folgern die Wissenschaftler, dass die Höhle in der Zeit der späten Ajjubiden beziehungsweise der frühen Mamelucken erneut als Zufluchtsort diente.

Lewis sagte, die Brutalität der Mongolen sei bekannt gewesen. Doch ein handfester Beweis dafür, dass sich Muslime vor ihnen in der El-Dschanab-Höhle versteckten, habe bislang gefehlt. Reuven Amitai ist Professor für Islamische Geschichte an der Hebräischen Universität. An der Studie war er nicht beteiligt, merkte aber an: „Jeder – Muslime, Christen und Juden – hätte am besten daran getan, ihnen aus dem Weg zu gehen, wie etwa durch das Verstecken in einer Höhle. Nablus und die Umgegend waren damals und lange vorher ein vorwiegend muslimisches Gebiet.“ (eh)

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