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Münze und Marke ehren jüdische Dichterin Nelly Sachs

BERLIN (inn) – In Gedichtzyklen und szenischen Dichtungen hat Nelly Sachs an die Schrecken der Ermordung und Verfolgung von Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland erinnert. Eine Sonderbriefmarke und eine Gedenkmünze würdigen nun die Literatur-Nobelpreisträgerin.
Der Bundestagsabgeordnete Michael Meister präsentierte eine Sonderbriefmarke und eine Sammlermünze zum Gedenken an Nelly Sachs
Zum 125. Geburtstag der jüdischen Dichterin Nelly Sachs hat das Bundesministerium für Finanzen am Dienstag im Jüdischen Museum Berlin eine Sonderbriefmarke über 70 Cent und eine Silbermünze im Wert von 20 Euro vorgestellt. Ab dem 7. April werden die Stücke in Umlauf gebracht.

Ein Werk von Trauer ohne Hass

Sachs konnte 1940 nur knapp der Verfolgung durch die Nationalsozialisten entrinnen. Bei der Vorstellung von Briefmarke und Münze zitierte Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, aus einem der zahlreichen Briefe der Autorin: „Der Tod war mein Lehrmeister. Wie hätte ich mich mit etwas anderem beschäftigen können. Meine Metaphern sind meine Wunden. Nur daraus ist mein Werk zu verstehen.“ Als möglichen Grund für die anfänglich „schleppende Anerkennung“ in Deutschland nannte Meister die Intensität ihrer Werke. „Die junge Bundesrepublik mag noch nicht reif gewesen sein, um selbst in den Spiegel zu blicken und sich ihrer Vergangenheit zu stellen“, erklärte Meister. Aus Sachs‘ Werken spreche „Trauer, aber kein Hass“. Mit der Münze und der Sonderbriefmarke erfülle die Bundesrepublik einen Kulturauftrag. „Beide Medien, sowohl die Münze als auch die Briefmarke, sind wirkungsvolle Kulturbotschafter unseres Landes“, erklärte der CDU-Politiker.

Anerkennung im Exil

Leonie („Nelly“) Sachs wurde am 10. Dezember 1891 in Berlin-Schöneberg in eine jüdische Fabrikantenfamilie geboren. Sie wuchs als Einzelkind in einem großbürgerlichen Milieu auf. Im Alter von 17 Jahren begann sie mit dem Schreiben von Gedichten. 1930 verstarb ihr Vater nach langer, schwerer Krankheit. Zusammen mit ihrer Mutter gelang ihr am 16. Mai 1940 die Flucht von Berlin nach Stockholm. Dort lebten Mutter und Tochter zusammen bis zum Tod der Mutter 1950 in einer Einzimmerwohnung. In Schweden erhielt Sachs schließlich Asyl; die erste weiblichen Literatur-Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf hatte sich beim schwedischen König für sie stark gemacht. Im Exil verarbeitete Sachs die Schrecken des Holocaust und die Verfolgung von Millionen Juden in Gedichten und dramatischen Werken. In „Eli, Ein Mysterienspiel vom Leiden Israels“ von 1951 beklagt sie den Untergang des europäischen Judentums. 1965 erhielt Sachs als erste Frau den „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“. Zusammen mit dem israelischen Schriftsteller Samuel Josef Agnon wurde sie am 10. Dezember 1966, ihrem 75. Geburtstag, als erste deutsche Dichterin mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Die Jury würdigte sie „für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren“. Sachs starb am 12. Mai 1970 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Stockholm beerdigt. Bereits 1991 hatte die Deutsche Bundespost zum 100. Geburtstag der Autorin eine Sondermarke im Wert von damals 100 Pfennig herausgegeben. (nob)

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