Moscheebrand: Kritik von Netanjahu, Siedler und Palästinenser am Tatort

NABLUS (inn) - Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat die Brandstiftung an einer Moschee im Westjordanland verurteilt. Am Dienstag besuchte eine Gruppe von Siedlern und Palästinensern die betroffene Ortschaft Kusra und den ehemaligen Siedlungsaußenposten Migron, dessen Abriss möglicherweise die Tat ausgelöst hatte.

Netanjahu "verurteilt den Brand der Moschee bei Nablus nach dem Abriss der Häuser in Migron", heißt es in einer Mitteilung aus dem Amt des Premierministers. "Der Regierungschef ist der Ansicht, dass eine Tat derartiger Extremisten das Ziel hat, das empfindliche Beziehungsgeflecht zwischen Religionen und Kulturen in Israel zu schädigen, für dessen Erhalt er tätig ist. Er hat die Strafverfolgungsbehörden angewiesen, entschlossen zu handeln, um diejenigen festzunehmen und vor Gericht zu stellen, die die Moschee angezündet haben."

Vor dem Anschlag in der Nacht zum Montag hatten israelische Sicherheitskräfte illegal errichtete Gebäude in Migron abgerissen. Möglicherweise war die Brandstiftung ein Racheakt von Siedlern für diese Maßnahme.

Gegenseitiges Verständnis

Unterdessen trafen sich Siedler und Palästinenser von der Bewegung "Land des Friedens" in Migron, um ein Zeichen für die Koexistenz zu setzen. "Ich verstehe die Leute von Migron", sagte ein Palästinenser aus Hebron. "Auch in meinem Dorf sind mehrmals Häuser zerstört worden. Abriss führt nicht zu Sicherheit. Wir müssen lernen, miteinander zu leben."

Ehemalige Bewohner von Migron waren bei dem Treffen nicht vertreten. Der Gründer des illegalen Außenpostens, Itaj Harel, sagte laut der Zeitung "Jediot Aharonot", er wäre gerne gekommen, wenn er eine Einladung erhalten hätte. "Dies mag vielleicht nicht der beste Zeitpunkt sein, um Wiedergutmachung zu leisten, aber wir haben nichts gegen unsere palästinensischen Nachbarn. Tatsächlich haben wir in großer Koexistenz gelebt."

Anschließend begab sich die Gruppe nach Kusra, südlich von Nablus. Dort hatten Unbekannte die Moschee angezündet und hebräische Slogans auf die Wände gesprüht. Der Ortsvorsteher hatte sich zuvor mit dem Besuch einverstanden erklärt. Dennoch wurde die Gruppe durch Auseinandersetzungen zwischen Bewohnern aufgehalten – und hätte das Dorf fast nicht betreten können.

Doch in dieser Situation schaltete sich der Vorsitzende von "Land des Friedens", Nahum Pachenik, ein. Er sagte den palästinensischen Bewohnern: "Sie sind die Söhne Ismaels, und wir sind die Söhne Isaaks. Wir haben denselben Vater. Wir sind gegen die Zerstörung von Moscheen. Solche Taten widerstreben dem Glauben an Gott."

"Siedler, mit denen man Frieden schließen kann"

Die Palästinenser gaben nach und ließen den Konvoi passieren. Im Zentrum, nahe der verwüsteten Moschee, hielt die Gruppe an. Sie diskutierte über Möglichkeiten eines friedlichen Zusammenlebens. Nach Pacheniks Angaben erzielten die Teilnehmer keine politischen Ergebnisse. Dennoch habe sich der Einsatz gelohnt, weil einige Dorfbewohner ihre Meinung geändert hätten: "Plötzlich haben sie festgestellt, dass sie jemanden haben, mit dem sie reden können. Die Tour endete mit einer gewaltigen Erklärung eines ranghohen Vertreters der Stadt. Er sagte: ‚Mit solchen Siedlern können wir Frieden schließen‘."

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