Die israelische Regierung wirft ihm Beteiligung am Terrorismus vor, dennoch unterstützt sie ihn. Jahrelang genoß er das Vertrauen Yasser Arafats – jetzt verhinderte dieser seine Ernennung zum Innenminister. Wer steckt eigentlich hinter dem Palästinenser, der von seinen Landsleuten und den Israelis als einer beschrieben wird, der elegant gekleidet ist, teure Düfte liebt und „auch in den schwierigsten Zeiten immer ein Buch in seinem Wagen hat“?
Mohammed Dahlan wurde 1961 in Khan Yunis im Gazastreifen geboren. Er studierte an der Islamischen Universität in Gaza Arabisch und war während dieser Zeit Jugendführer in der Fatah-Partei von PLO-Chef Arafat. Wegen angeblicher Beteiligung am Terrorismus wurde er in den Jahren 1981 bis 1986 von Israel zehnmal zu Haftstrafen von insgesamt vier Jahren verurteilt. Während dieser Zeit lernte er fließend Hebräisch.
Als 1987 die sogenannte „erste Intifada“ ausbrach, war Dahlan einer der aufsteigenden Führer. 1988 wurde er von Israel nach Jordanien ausgewiesen. Später ging er nach Tunesien und schloß sich dort der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) an, die ihren Sitz damals in der Hauptstadt Tunis hatte. Von da aus organisierte er weiter Proteste im Westjordanland und im Gazastreifen und gewann das Vertrauen des PLO-Vorsitzenden Arafat.
Dahlan war an den geheimen Gesprächen zwischen Israel und den Palästinensern beteiligt, die zum Abschluß des Oslo-Abkommens 1993 und zur Bildung der Palästinensischen Autonomie (PA) führten. Zusammen mit Arafat kehrte er 1994 nach Gaza zurück und wurde dort Chef des palästinensischen Geheimdienstes Al-Amen al-Wikaui. Er war auch bei den gescheiterten Friedensverhandlungen in Camp David im Jahr 2000 dabei.
Im Juni 2002 trat er von seinem Amt zurück, da er auf seine Ernennung zum Innenminister hoffte. Arafat bot ihm jedoch lediglich den Posten eines Sicherheitsberaters an. Dahlan nahm zwar das Angebot an, kündigte die Stellung jedoch bereits im Oktober. Das Verhältnis zu Arafat war in dieser Zeit leicht angespannt, da Dahlan den Palästinenserführer mehrmals in der Öffentlichkeit kritisiert und sich gegen den bewaffneten Aufstand ausgesprochen hatte. Eine Zeitlang wurde er als möglicher Nachfolger des PLO-Chefs gehandelt.
Am 29. April 2003 wurde dem Vater von drei Kindern vom palästinensischen Premierminister Mahmoud Abbas das Amt des Staatsministers für Innere Sicherheit übertragen. Ursprünglich wollte Abbas den Oberst zum Innenminister ernennen, damit konnte er sich jedoch nicht gegen Arafat durchsetzen. Dem Palästinenserführer war der reformorientierte Dahlan für diese Position zu stark.
In seiner Zeit als Geheimdienstchef ging Dahlan zeitweise gegen palästinensische Terroristen vor. Allerdings wird er von Israel beschuldigt, dem seit langem gesuchten Top-Terroristen Mohammed Deif und anderen Hamas-Mitgliedern Schutz gewährt zu haben. Deif wird für die Organisation von zahlreichen Anschlägen und den Tod von Dutzenden Israelis verantwortlich gemacht. Er war in seiner Kindheit mit Dahlan befreundet. Zudem soll Dahlan im November 2000 einen Bombenanschlag auf einen Schulbus im jüdischen Siedlungsblock Gush Katif im Gazastreifen mitorganisiert haben, bei dem zwei Israelis ums Leben kamen.
Trotz der Vorwürfe erfreut sich der Palästinenser bei der israelischen Regierung großer Beliebtheit – diese sieht in ihm einen Partner für Friedensverhandlungen. Auch die USA halten viel von dem 42jährigen. Seine recht guten Beziehungen zu den beiden Staaten haben jedoch seinen hohen Respekt und sein Ansehen unter der palästinensischen Bevölkerung geschmälert.