JERUSALEM (inn) – Israels Verteidigungsminister Schaul Mofas hat am Sonntag seinen Austritt aus dem Likud bekannt gegeben. Wie bereits sechs Minister vor ihm wechselt er zur neuen Kadima von Premier Ariel Scharon.
Am selben Tag erhielten 128.000 Likud-Mitglieder einen Brief von Mofas. Dieser versicherte ihnen: „Ich habe beschlossen, in der Partei zu bleiben, auch wenn mir Scharon den Verteidigungsministerposten versprochen hat, weil es falsch ist, ein Zuhause zu verlassen. Scharon hat einen schweren Fehler gemacht, als er sich mit (Schimon) Peres, (Haim) Ramon und (Dalia) Itzik auf der linken Seite zusammenschloss.“
Doch nachdem er den Brief abgeschickt hatte, erfuhr Mofas neue Umfrageergebnisse für die Wahl zum Likud-Vorsitz. Demnach würde er hinter Benjamin Netanjahu, Silvan Schalom und Mosche Feiglin nur auf den vierten Platz kommen. Daraufhin traf er seine Entscheidung, berichtet die „Jerusalem Post“.
Vor Journalisten sagte der Verteidigungsminister, er wolle Kadima daran hindern, „sich zu weit nach links zu bewegen“. Der Likud habe sich verändert, nicht er selbst. „Ich habe festgestellt, dass der Likud zur extremen Rechten abgedriftet ist, und das entspricht mir einfach nicht. Ich sah, dass die Feiglins, Netanjahu und (Usi) Landau die kommende Führerschaft sein werden, und deshalb wäre meine Fähigkeit, Einfluss zu nehmen, begrenzt gewesen.“
Anschließend verkündete Außenminister Schalom in einer Pressekonferenz, er werde den Likud nicht verlassen. „Es tut mir Leid, dass ich Sie enttäuschen muss, aber entgegen dem Trend bleibe ich im Likud, um die Partei zu neuen Höhepunkten zu führen.“
Kritik von Likudniks
Netanjahu kritisierte Scharons neue Partei in einer Mitteilung: „Kadima hat inakzeptable Normen in die israelische Politik gebracht, bei denen Politiker ohne jegliche Werte oder Prinzipien gekauft und verkauft werden können.“ Der Likud werde „seinen Prinzipien treu bleiben, lange nachdem die Opportunisten in Kadima auseinander gegangen sind“.
Feiglin warf Mofas vor, seine „Krokodilstränen“ seien beschämend gewesen. „Der Mann, der vor vier Jahren zum Likud kam, um eine Arbeitsstelle zu finden, flieht jetzt vor der Partei, weil er in Umfragen nicht gut abschneidet. Mofas schert sich nicht um den Likud, sondern nur um seinen eigenen Arbeitsplatz.“
Hauptquartier eröffnet
Unterdessen eröffnete Kadima ihr neues Hauptquartier in Petach Tikva. Wahlkampfleiter Ehud Olmert traf sich am Sonntag mit 100 Bürgermeistern, die möglicherweise die Partei unterstützen werden.
Kadima entschied zudem, dem Likud umgerechnet rund 550.000 Euro für seinen Wahlkampf zur Verfügung zu stellen. Zuvor hatten die Abgeordneten der neuen Partei schriftlich versichert, beim Verlassen des Likud keine Wahlkampfgelder mitzunehmen.