Suche
Close this search box.

Messerstecheropfer: „Jesus, rette mich!“

JERUSALEM (inn) – Vor mehr als 30 Jahren gründete die Niederländerin Marike Veldman in Israel ein Waisenheim für Araber. Jetzt ist die Christin Opfer eines Messerstechers geworden. Die Verletzte sagt: „Ich hasse ihn nicht, ich bedauere ihn.“
Marike Veldman ist nach dem Messerangriff auf dem Weg der Genesung
Es ist eine spannungsreiche Einstellung: Gewalt abzulehnen, die einem widerfahren ist, und zugleich Verständnis zu zeigen. Die Niederländerin Marike Veldman befindet sich in diesem Spannungsfeld. Bei einem Anschlag am 14. Oktober in Südjerusalem erstachen zwei Araber die beiden Juden Haviv Chaim und Alon Goberberg und verletzten 15 weitere Menschen, darunter Veldman. Einer der Angreifer wurde getötet, der andere verletzt. Rückblickend verurteilt die Niederländerin die Gewalt, sagt aber auch, dass sie den Frust der Araber verstehe. „Ich habe Kinder gesehen, die an Vorurteilen leiden.“ Sie muss es wissen, denn sie leitet ein Waisenheim für Araber in Jerusalem, das sie vor 32 Jahren gegründet hat. Dennoch sei der Frust keine Entschuldigung für die Gewalt. „Wie sie reagierten, was sie mir angetan haben – das ist einfach nur böse.“

Misstrauen nach Anschlag

Eine der ersten Fragen ihrer Kinder nach dem Angriff sei gewesen, ob sie diese nun hasse. Sie verneinte das. Die zweite Frage war dann, ob sie Araber hasse. „Nein, das kommt mir nicht einmal in den Kopf, sie zu hassen. Ich hasse nicht einmal den Mann, der mich angegriffen hat. Ich bedauere ihn.“ Doch nach eigener Auskunft ist bei Veldman zunächst Misstrauen vorherrschend. „Zurzeit habe ich vor Arabern Angst. Ich habe viele arabische Freunde, aber es wird Zeit brauchen, ihnen wieder zu vertrauen.“

Weiterleben trotz Terrors

Die Niederländerin ist in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen. Als freiwillige Helferin kam sie vor 37 Jahren nach Israel, und gründete fünf Jahre später ein Waisenheim für arabische Kinder in Jerusalem. „Ich hatte sowohl Christen als auch Muslime, das war nie ein Problem“, sagt sie gegenüber der Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Veldman kann sich sehr genau an den Angriff im Stadtteil Harmon HaNetziv erinnern: Die beiden Täter saßen in dem Bus, den sie nahm, ganz vorne. Während der Fahrt rissen sie Witze und lachten. Auf einmal standen sie auf, schrieen „Allahu akbar“, und einer begann, auf sie einzustechen. „Ich rief: Jesus, hilf mir!“ Sie schaffte es, aus dem Bus zu fliehen, ging einige Meter und bemerkte dann, wie blutüberströmt sie war. Ein Jude kam mit seinem Auto und nahm sie mit in ein Krankenhaus. „Als ich im Auto war, fühlte ich mich sicher. Er und Gott haben mich gerettet.“ Am vergangenen Sonntag wurde sie aus dem Krankenhaus wieder entlassen. „Ich verlasse Israel nicht“, sagt sie. „Der Terror darf nicht mein Leben bestimmen.“ (df)

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen