Menschenrechtsgruppe wirft Hamas systematische Hinrichtungen vor

GAZA (inn) - Die Hamas-Regierung im Gazastreifen ist während der jüngsten israelischen Offensive systematisch gegen politische Gegner und mutmaßliche Kollaborateure vorgegangen. Allein 32 Palästinenser seien seit dem Beginn des Krieges Ende Dezember getötet worden. Diese Vorwürfe erhob die Menschenrechtsgruppe "Human Rights Watch" (New York) am Montag.

In einem 26-seitigen Bericht der Organisation heißt es, willkürliche Verhaftungen, Folter und außergerichtliche Hinrichtungen seien an der Tagesordnung. Die Erkenntnisse von „Human Rights Watch“ basieren auf Gesprächen mit Opfern und Augenzeugen. Zudem wurden Berichte von palästinensischen Menschenrechtsgruppen herangezogen, wie die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma´an“ meldet.

Laut „Human Rights Watch“ wurden zwischen dem 27. Dezember 2008 und dem 18. Januar 2009 insgesamt 18 Palästinenser hingerichtet. So lange dauerte die israelische Operation „Gegossenes Blei“ gegen die Terror-Infrastruktur der Hamas. Nach der Erklärung der Feuerpause exekutierte die Hamas 14 weitere Menschen im Gazastreifen. Einige der Opfer waren wegen Kollaboration zum Tode verurteilt worden. Unter den Getöteten waren auch Fatah-Mitglieder, gegen die verschiedene Anklagen erhoben wurden, sowie Häftlinge, die aus dem Zentralgefängnis in Gaza-Stadt entflohen waren.

Hamas weist Vorwürfe zurück

Der Hamas-Sprecher Fawsi Barhum erklärte den Bericht für „flüchtig und unvollständig“. Vor Journalisten in Gaza sagte er: „Es waren nicht notwendigerweise Hamas-Leute und der Sicherheitsapparat unserer Regierung, die Leute im Gazastreifen getötet haben. Die israelische Besatzung verursachte in Gaza ein Chaos, indem sie Kollaborateure rekrutierte, Sicherheitseinrichtungen bombardierte, Hamas-Führer tötete und das Zentralgefängnis bombardierte, wo sowohl kriminelle als auch Sicherheitshäftlinge inhaftiert waren. Häftlinge, die wegrannten, nachdem das Zentralgefängnis bombardiert worden war, wurden zu Zielen von Selbstjustiz.“

Die Menschenrechtsorganisation entgegnete: „Der systematische Charakter vieler Hinrichtungen und Angriffe und die Tatsache, dass die Tötungen nach der israelischen Offensive weitergegangen sind, unterhöhlen diese Behauptungen.“

„Vier Untersuchungen bei 32 Toten zu wenig“

„Human Rights Watch“ berichtete weiter, am 31. März habe die Hamas wegen des Todes eines Palästinensers ermittelt: „Das Innenministerium entließ elf Polizisten und nahm sie in Gewahrsam, wobei ihnen ein Prozess vor einem Militärgericht bevorstand. Die Polizisten wurden beschuldigt, am Tod von Sajed Ajesch Mabruk Dscharadat, 40, beteiligt gewesen zu sein. Er starb laut palästinensischen Menschenrechtsgruppen am 16. März durch Folter.“

Doch nach Ansicht von „Human Rights Watch“ deutet die Häufigkeit dieser Missbräuche auf eine entsprechende Politik der Hamas-Führung hin. Außerdem sei die palästinensische Gruppierung zu wenig aktiv, um ihre Beamten zur Verantwortung zu ziehen. „Vier Untersuchungen in 32 Todesfällen sind nicht genug“, so Joe Stork, der stellvertretende Direktor der Abteilung Nahost und Nordafrika bei der Menschenrechtsgruppe, in einer Pressemitteilung.

Ähnliche Vorwürfe im Februar von „Amnesty International“

Bereits Mitte Februar hatte die Organisation „Amnesty International“ der Hamas vorgeworfen, eine „tödliche Kampagne“ gegen palästinensische Kritiker und Gegner zu führen. Auch sie sprach von Hinrichtungen und Folter.

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