Me’ir Wilner ist tot

PETAH TIKVA (inn) – Me’ir Wilner, der letzte lebende Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung Israels, ist am Donnerstagmorgen im Alter von 84 Jahren gestorben. 56 Jahre lang war er Mitglied der Kommunistischen Partei Israels, der späteren „Chadash“-Partei, und 42 Jahre als deren Abgeordneter im israelischen Parlament, der Knesset.

1918 als Ber Kovno im polnischen Wilna geboren, begann Me’ir Wilner seine politische Karriere in der linksgerichteten Bewegung „HaShomer HaZa’ir“ gemeinsam mit seinem Cousin Abba Kovner, dem späteren Führer des jüdischen Untergrunds im Ghetto von Wilna.

1938 wanderte er in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina ein, um an der Hebräischen Universität in Jerusalem Geschichte zu studieren. 1940 schloß er sich der Kommunistischen Partei Palästinas an, die damals im Untergrund operierte. Nach deren Legalisierung nahm er seinen Decknamen, „der Wilnaer“ oder „Wilner“, als offiziellen Namen an.

Von 1965 bis 1988 war Me’ir Wilner, der sich bis zum Schluß dagegen wehrte als „Zionist“ zu gelten, Generalsekretär seiner Partei, von 1990 bis 1993 ihr Vorsitzender. Unter seiner Führung entwickelte sich die Kommunistische Partei zur „Demokratischen Front für Friede und Gleichheit“, abgekürzt „Chadash“. Bereits 1965 mahnte er an, dass eine Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts die Rechte beider Völker in Betracht ziehen müsse, und verankerte dies schon damals in den Grundsätzen seiner Partei.

1967 überlebte Wilner einen Anschlag. Ein Mitglied der rechtsgerichteten Cherut-Partei griff ihn mit einem Messer tätlich an. Damit sollte die Opposition der Kommunisten gegen die israelische Eroberung von Judäa und Samaria, der sogenannten Westbank, im Jahre 1967 mundtot gemacht werden.

Bis zum Schluß blieb Me’ir Wilner entgegen allen historischen Entwicklungen seinen marxistisch-leninistischen Idealen treu. Kompromißlos warf anderen Knessetabgeordneten vor, nichts anderes im Sinn zu haben als „sich selbst, Geld, Geschäft und ihre eigene Stellung“.

Ein Kommuniqué seiner Familie betont, Wilner habe es als seine größte Errungenschaft gesehen, eine einzigartige politische Bewegung geschaffen zu haben, in der Juden und Araber miteinander lebten und für die Rechte der arabischen Bevölkerung und der Arbeiter in Israel kämpften.

Seit vier Jahren war er im Krankenhaus, wo er am Vorabend des jüdischen Wochenfestes auch starb. Am Sonntagabend um 18.00 Uhr wird er auf dem HaYarkon-Friedhof in Petah Tikva zu Grabe getragen.

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