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Mehrere Zehntausend demonstrieren gegen Rückzugsplan

JERUSALEM (inn) – Zehntausende Siedler und deren Unterstützer haben am Sonntagabend in Jerusalem gegen den Rückzugsplan von Premierminister Ariel Scharon demonstriert. Unter dem Motto „Der Rückzug reißt die Nation auseinander“ und mit Spruchbändern, die Scharon als Diktator beschimpften, zogen sie auch bis vor den Amtssitz der Premiers.

Das Zentrum der Demonstration war der Zionsplatz in der Jerusalemer Innenstadt. Auf Großleinwänden wurde das Geschehen in die umliegenden Straßen übertragen. Die Polizei spricht von 40.000 Teilnehmern, während die Veranstalter, der Jescha-Siedler-Rat und rechtsgerichtete Gruppierungen, 70.000 melden. An der Klagemauer versammelten sich etwa zehntausend Menschen zum Gebet.

Die Menge habe sich außerordentlich friedlich verhalten, lobte der Polizei-Chef, Generalinspektor Mosche Karadi. Die Demonstranten zogen die Ben-Jehuda-Straße hinab,
über die King George-Straße bis zum Sitz des Premierministers. Am Ende sei die Demonstration gewaltlos mit Tanzen und Singen ausgeklungen.

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Ha´aretz“ nahmen hauptsächlich Jugendliche an dem Marsch teil. Die meisten von ihnen trugen die selbstgestrickten Kippas der national-religiösen Gruppierungen.

Zahlreiche Redner forderten den Premierminister dazu auf, den Plan entweder zurückzuziehen oder Neuwahlen abzuhalten. „Wir müssen 100 Prozent unserer Anstrengungen darauf ausrichten, diese Vertreibung zu verhindern“, rief der Oberrabbiner von Gaza, Jigal Kaminetzky. Daraufhin zitierte er aus dem Psalm 28: „Hilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide und trage sie ewiglich!“

Die zwölfjährige Noam Namir aus der Siedlung Veveh Dekalim wandte sich direkt an Scharon mit den Worten „Wie können Sie drohen, mich aus meiner Heimat Israel hinauszuwerfen, nachdem meine Großmutter aus ihrer Heimat in Polen hinausgeworfen wurde, und mein Großvater aus Spanien, und mein Vater aus der Sinai-Stadt Jamit?“ Sie fügte hinzu: „Wie können jüdische Soldaten und Polizisten einen solchen Befehl ausführen?“

Avner Schimoni, Chef der Lokalbehörde der Gaza-Küstenregion, sieht keine Alternative zu Neuwahlen: „Selbst wenn wir verlieren, werde ich weiter für mein Haus kämpfen“, sagte er.

Viele forderten die National-Religiöse Partei dazu auf, aus der Koalition auszutreten. Über diese Frage will die Partei am Montag abstimmen.

Viele Beobachter fühlten sich an Demonstrationen in den 90er Jahren erinnert, als es gegen Rabin ging. Der Minister für Innere Sicherheit, Gideon Esra, sagte, er hoffe, dass die Leute aus der Lektion vom Rabin-Mord 1995 gelernt hätten und dass Israel ein demokratischer Staat sei. Auch der Sprecher des Ministeriums für Immigration, Jehudah Glick, sagte: „Mein schlimmster Alptraum ist, dass sich wiederholt, was 1995 passierte“.

Scharon zeigte sich zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung am Sonntag besorgt: „Wir erleben zur Zeit eine sehr ernste Hetzkampagne, auch Aufrufe zu einem Bürgerkrieg. Ich betrachte das als sehr ernst“.

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