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Mehr Selbstmorde in Gefängnissen

JERUSALEM (inn) - In israelischen Gefängnissen mehren sich die Selbstmorde von Insassen. Seit Anfang 2009 nahmen sich bereits 13 Häftlinge das Leben - zuletzt der ehemalige Entertainer Dudu Topaz und Assaf Goldring, der des Mordes an seiner dreijährigen Tochter Noa beschuldigt wurde. Die beiden saßen in derselben Zelle.

Goldring setzte seinem Leben am gestrigen Montag ein Ende, also am jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur, als das Leben in Israel quasi stillstand. Als er einen Spaziergang im Innenhof machen durfte, kletterte er über eine Tür auf die Absperrung und stürzte sich aus etwa drei Metern Höhe kopfüber in die Tiefe. Die Sanitäter konnten nur noch seinen Tod feststellen. Wenige Wochen zuvor hatte sich Topaz, der gewalttätiger Übergriffe auf Fernsehbosse verdächtigt wurde, in einem Duschraum mit dem Kabel seines Wasserkochers erhängt.

Der Fall Goldring zeige „mehr als alles andere, dass, wer sich umbringen möchte, einen Weg findet“, hieß es aus der Gefängnisbehörde. Seit Jahresbeginn wurden 750 Selbstmordversuche gezählt, 13 Gefangene nahmen sich das Leben. Im Jahr 2008 waren es insgesamt neun, im Vorjahr sieben Selbstmörder. Goldring und Topaz hatten schon früher versucht, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Politiker: „Aufseher müssen Häftlinge schützen“

Der Knesset-Abgeordnete Joel Chasson (Kadima), Vorsitzender des Ausschusses für die Kritik am Staat, kündigte eine Dringlichkeitssitzung an. „Goldrings Selbstmord im Hadarim-Gefängnis, kurze Zeit nach dem Selbstmord von Dudu Topaz, ist entsetzlich und unfassbar. Es kann nicht angehen, dass ein Apparat, der das Leben der Häftlinge schützen soll, ein ums andere Mal scheitert.“

Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ berichtet, kündigte die Gefängnisbehörde einen Untersuchungsausschuss an. Sie teilte mit, dass Goldring der erste Häftling sei, der sich auf diese Weise selbst tötete. Die Aufseher unternähmen alles, um Selbstmorde zu verhindern. Insgesamt stehen 1.200 Häftlinge unter besonderer Beobachtung – von ihnen gelten 300 als selbstmordgefährdet.

Auch Goldring wurde beobachtet, weil er sofort nach dem Mord versucht hatte, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Während seines Verhörs in Kfar Saba wollte er die Polizisten angreifen und aus Fenster springen. Der Häftling habe eine sehr minimalistische Zelle, um kein Hilfsmittel für einen Selbstmord zu finden. Bevor er hinausging, untersuchte ein Wärter den Hof. Goldring, der in diesem Augenblick keine Handschellen trug, nutzte die Gelegenheit zur Selbsttötung.

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