LONDON / JERUSALEM (inn) -Es könnte ein historisches Abkommen werden, doch noch spekulieren lediglich die Medien darüber: Laut den Berichten europäischer Zeitungen will Israel die Kontrolle über den angeblichen Raum des letzten Abendmahls Jesu auf dem Zionsberg in Jerusalem an den Vatikan abgeben. Im Gegenzug erhalte Israel die ehemalige Synagoge im spanischen Toledo.
Die Londoner „Times“ hatte berichtet, dass der Vatikan der israelischen Regierung ein entsprechendes Angebot gemacht habe. Demnach werde die katholische Kirche das Haus mit dem „Obergemach“ erhalten, von dem im Neuen Testament die Rede ist. Dort feierte Jesus Christus laut Lukas 22,7 ff das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern, und nach der Apostelgeschichte kam dort der Heilige Geist über die Anhänger Jesu.
Das Haus, das auf dem Zionsberg in Jerusalem steht, wurde von den Kreuzrittern im 14. Jahrhundert umgebaut. Im 16. Jahrhundert machten die Türken daraus eine Moschee; noch immer sind arabische Schriften auf den Wänden zu erkennen. Im Untergeschoss des Hauses soll sich zudem das Grab von König David befinden.
Die Tageszeitung „Il Messaggero“ aus Rom hatte berichtet, dass Israel im Gegenzug dafür die Kirche „Santa Maria la Blanca“ im spanischen Toledo bekomme, die bis zum 12. Jahrhundert eine Synagoge war.
Israels Staatspräsident Mosche Katzav und Papst Benedikt XVI. würden dieses historische Abkommen bei einem Treffen im kommenden Monat in Rom unterzeichnen, berichtete die „Times“.
Außenministerium dementiert Berichte
Das israelische Außenministerium bezeichnete den Bericht laut „Jerusalem Post“ als „Unsinn“. Derartige Gerüchte gebe es seit zehn Jahren, hieß es, und der Vorschlag der katholischen Kirche sei „beleidigend und unzumutbar“. Die Kirche in Toledo sei nicht einmal im Besitz der katholischen Kirche.
Der ehemalige Innenminister Avraham Poras (Schinui) war bislang der einzige Regierungsvertreter, der den Vorschlag bei einem Besuch im Vatikan im September als „durchaus denkbar“ bezeichnet hatte.
Verwirrung löste die Meldung unter den Vertreten der Griechisch-Orthodoxen Kirche aus, welche den Besitzanspruch über den Zionsberg erhebt. Auch die jüdische „Diaspora“-Torahschule, die mehrere Gebäude auf dem Berg benutzt, bat Premierminister Ariel Scharon in einem Brief darum, in der Sache zu intervenieren. Er müsse verhindern, „dass das Grab Davids in die Hände von Christen falle“.