„Kein ranghoher Vertreter in Israel hat ein Interesse daran, mit den Nerven der Israelis zu spielen und auf den Saiten der israelischen Gesellschaft herumzuzupfen“, sagte Masch‘al dem katarischen Nachrichtensender „Al-Dschasira“. Damit widersprach er dem palästinensischen Außenminister Riad al-Maliki, der Israel unterstellt hatte, sich die Entführung möglicherweise nur ausgedacht zu haben (Israelnetz berichtete).
Der Leiter des Hamas-Politbüros betonte in Doha, seine Organisation habe keine Informationen zu dem Fall. „Wenn es eine Bestätigung gäbe, dass eine palästinensische Gruppe hinter der Entführung steht – dann sollten wir applaudieren und unsere Hüte vor ihnen ziehen.“ Er segne „die Hände derjenigen, die sie entführt haben, weil die palästinensischen Häftlinge aus den israelischen Gefängnissen entlassen werden sollten“.
Entführung als Preis der Besatzung
Masch‘al wies darauf hin, dass die Hamas aus einem militärischen und einem politischen Flügel bestehe. Er selbst gehöre zum politischen Zweig und könne deshalb dem militärischen Zweig keine Befehle erteilen. „Die Aktionen des militärischen Flügels erfordern keine Anweisungen von der politischen Hamas-Führung, weil sie die Politik der Hamas gut kennen und der politischen Auffassung der Bewegung verpflichtet sind.“
Der Hamas-Führer ergänzte laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“: „Israel wird den Preis dafür zahlen, dass es palästinensisches Land besetzt hat.“ Die Aktionen von Premierminister Benjamin Netanjahu hätten Zorn hervorgerufen. „Deshalb ist er verantwortlich für das Verschwinden der Israelis.“
Die israelische Armee äußerte am Montag die Vermutung, die Entführer hätten möglicherweise ihren Zielort noch nicht erreicht. Deshalb hätten sie auch noch nicht die Verantwortung für die Tat übernommen. Die Bewegung nach und von Hebron sei in den vergangenen Tagen äußerst eingeschränkt worden, hieß es gemäß der Online-Zeitung „Times of Israel“. Mehr als 1.000 Soldaten durchkämmten die Gegend. Den Sicherheitskräften liegt ein Plan mit Brunnen, Höhlen und Steinterrassen vor, in denen sie nach den Vermissten fahnden sollen. In der Nacht zum Dienstag wurden im Raum Hebron vier Palästinenser festgenommen und 120 Gebäude durchsucht.
Blair: Internationale Gemeinschaft fordert Freilassung
Der Gesandte des Nahostquartetts, Tony Blair, sagte am Dienstag, er sei „zutiefst beunruhigt über die aktuellen Ereignisse in Israel und den palästinensischen Gebieten, auch über den Tod palästinensischer Zivilisten und die umfangreichen Festnahmen“. Der frühere britische Premierminister rief Israel auf, bei der Suche nach den Jugendlichen Zurückhaltung zu üben. Es müsse „gewährleisten, dass keine Zivilisten zu Schaden kommen. Schritte müssen auch unternommen werden, um die Einschränkungen der Bewegung und des Zuganges im Westjordanland zu begrenzen“.
Dass der palästinensische Präsident Mahmud Abbas die nach Blairs Worten „abscheuliche“ Entführung verurteilt hat, begrüßte der Politiker. „Die internationale Gemeinschaft verurteilt völlig die Verschleppung dreier israelischer Jugendlicher und fordert deren unverzügliche und bedingungslose Freilassung“, fügte er hinzu.