Suche
Close this search box.

„Marsch der Lebenden“ 2005

KRAKAU (inn) – 18.000 Menschen haben am Vorabend des Holocaustgedenktages im ehemaligen Judenviertel der polnischen Stadt Krakau am alljährlichen „Marsch der Lebenden“ teilgenommen. Weil viele aus der systematischen Ermordung von mehr als sechs Millionen europäischen Juden nichts gelernt hätten, „müssen wir nach Auschwitz, Birkenau, Treblinka und Maidanek kommen und Wache stehen, um zwischen Gut und Böse, zwischen Wahrheit und Lüge und zwischen Licht und Finsternis zu unterscheiden“, meinte die israelische Erziehungsministerin Limor Livnat (Likud) in einer bewegenden Rede.

„Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde“, hatte Gott einst den Brudermörder Kain angeklagt. Genauso schreit heute noch nach Meinung der israelischen Politikerin das Blut der Holocaustopfer aus der Erde von Auschwitz zum Himmel.

In ihrer großenteils auf hebräisch gehaltenen Ansprache erklärte Limor Livnat, dass die Schoah, wie der nationalsozialistische Völkermord auf Hebräisch genannt wird, zu einem Teil der jüdischen Identität geworden ist. „Nur von hier, dem schrecklichsten Ort auf der Erde, können wir unsere Zukunft sehen.“

Manche der Opfer des nationalsozialistischen Unrechtssystems hätten nach Rache oder Trost verlangt. „Unsere Rache an den Nazis ist nicht Blut für Blut, sondern unsere Existenz, unser Leben“, meinte Livnat, „und unser Trost ist die junge jüdische Generation.“ In diesem Zusammenhang verwies die israelische Erziehungsministerin darauf, mit welchem Stolz heute jüdische Menschen die blauweiße Fahne ihres Staates, des jüdischen Staates Israel tragen.

Im Blick auf den Verlauf des Zweiten Weltkrieges vermerkte Livnat, dass Satan ungestört seine Vernichtung ausführen konnte, weil „unsere Freunde und Feinde schwiegen“. „Der Holocaust hat nicht auf einem anderen Planet stattgefunden, sondern hier in unserer Welt“, mahnte Livnat.

Auf der Gedenkfeier in Krakau wurden Zeugnisse von Kindern und Jugendlichen vorgelesen, die von ihren Eltern in Konzentrationslagern getrennt wurden. Auf ausdrücklichen Wunsch eines dieser Testamente jüdischer Schülerinnen einer Mädchenschule in Polen, die Selbstmord begangen hatten, als sie geduscht und nackt auf die Ankunft deutscher Soldaten warten mussten, wurde das „Kaddisch“ gebetet. In diesem Gebet, das nach jüdischer Tradition aus Anlass eines Todes gebetet wird, wird der Tod selbst nicht erwähnt. Der Nachdruck liegt vielmehr auf der Verherrlichung Gottes und dem Blick in eine Zukunft, in der Gottes Frieden herrschen wird.

Die Zeremonie wurde mit den Worten „Bedenke und vergiss nicht!“ und der „HaTikva“, der israelischen Nazionalhymne, abgeschlossen.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen