SHECHEM (inn) – In der palästinensischen Autonomiestadt Shechem (Nablus) haben Mitglieder der radikal-islamischen Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden eine 39jährige Frau auf offener Straße ermordet und deren Schwester durch Schüsse in die Beine verletzt. Die Palästinenser werfen den Frauen vor, mit Israel kollaboriert zu haben. Das meldete die Tageszeitung „Jerusalem Post“ am Sonntag.
Palästinensischen Augenzeugen zufolge hatten mehrere maskierte Palästinenser in der Nacht zum Samstag Haifa Sultan aus ihrem Haus auf die Straße gezerrt. Den Passanten hätten die Männer gesagt, daß die Frau für Israel gearbeitet hätte. „Sie weinte und rief, daß sie unschuldig sei. Aber sie schossen sie in den Kopf – sie war auf der Stelle tot“, berichtete ein Augenzeuge.
Auf die Schwester der 39jährigen feuerten die Männer mehrere Schüsse ab. Sie wurde mit Verletzungen an den Beinen in ein Krankenhaus gebracht. Eigenen Angaben zufolge hatten die Al-Aksa-Mitglieder geplant, beide Frauen zu ermorden. „Im Moment gibt es Diskussionen (innerhalb der Terrorgruppe) darüber, ob auch die andere Palästinenserin getötet werden soll. Einige behaupten, sie sei unschuldig, andere wollen sie aus dem Krankenhaus holen und töten“, sagte ein Anhänger der Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden. Die Gruppe gehört zur Fatah-Partei von PLO-Chef Yasser Arafat.
Nach dem Lynchmord hätte die Palästinenser Flugblätter in der Stadt verteilt, heißt es in dem Bericht weiter. Darin warnten sie die palästinensische Bevölkerung davor, „dem zionistischen Feind zu helfen“.
Auf Kollaboration mit Israel steht in den Palästinensischen Autonomiegebieten die Todesstrafe. Nach Verurteilung durch ein Gericht muß Arafat seine Zustimmung geben. In vielen Fällen werden Verdächtige jedoch ohne Gerichtsverhandlung von Anhängern radikaler Gruppen gelyncht.
Israelischen Schätzungen zufolge wurden allein während der sogenannten „ersten Intifada“ von 1987 bis 1993 mehr als 800 mutmaßliche Kollaborateure von Palästinensern getötet.
