BEIRUT (inn) – Israel hebt am heutigen Donnerstagabend die Luft- und Seeblockade gegen den Libanon auf. Als Reaktion bat die libanesische Regierung die Vereinten Nationen, Einheiten der deutschen Bundesmarine in die Region zu entsenden.
Am Mittwochabend kündigte Israel an, die Blockade werde um 18 Uhr Ortszeit enden. Sie ist seit der Entführung der israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev durch die Hisbollah am 12. Juli in Kraft. Durch die Maßnahme wollten die Israelis verhindern, dass die Geiseln vom Libanon aus in ein anderes Land gebracht werden.
Armee steht nicht hinter Entscheidung
Kritik an der Entscheidung der israelischen Regierung kam aus der Armee. Die Blockade sei ein Mittel, um Druck auf die libanesische politische Führung auszuüben, damit die Entführten befreit würden. Außerdem könne sie dabei helfen, dass weitere kritische Punkte der UN-Resolution 1701 umgesetzt würden, hieß es. Dazu gehöre die Entwaffnung der Hisbollah und die Umsetzung eines Waffenembargos gegen die Terrorgruppe, die vom Iran und Syrien unterstützt wird.
Ein ranghoher Armeevertreter sagte gegenüber der Zeitung „Ha´aretz“, außerdem habe Israel noch fünf Kriegsgefangene der Hisbollah in seiner Gewalt. Zehn weitere mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe seien nach einem Verhör wieder freigelassen worden.
Die Luftblockade sei fast vollständig gewesen, fügte der Armeevertreter hinzu – „auch wenn es hie und da möglich ist, dass ein Flugzeug ohne unsere Bewilligung landet“. Die Seeblockade sei sehr effektiv gewesen. Hingegen sei es unmöglich, die libanesisch-syrische Grenze zu blockieren, zumal die politische Führung in Jerusalem beschlossen habe, die Luftangriffe auf mutmaßliche Waffentransporte einzustellen.
Angehörige erzürnt
Die Angehörigen der entführten Soldaten reagierten verärgert auf die Ankündigung, die Blockade aufzuheben. Sie hätten erwartet, dass Israel dies erst tun werde, wenn es ein Lebenszeichen von den Geiseln gebe, sagte der Vater Schlomo Goldwasser.
Bundesmarine angefragt
Nach der israelischen Entscheidung stellte der Libanon am Mittwochabend den Antrag auf die Entsendung von Bundesmarineeinheiten ins Mittelmeer. Die Bundesregierung kündigte an, ihre Antwort darauf nicht überstürzen zu wollen, berichtet der Sender „n-tv“. Erst wolle sie abwarten, wie die Vereinten Nationen die Anfrage bewerteten.
Frankreich schickt Marine
Unterdessen gab Frankreich bekannt, es werde mithelfen, vor der libanesischen Küste gegen Waffenschmuggel vorzugehen. Die Franzosen würden sicherstellen, dass es keine Waffenlieferungen an die Hisbollah gebe, sagte Außenminister Philippe Douste-Blazy am Donnerstag vor Journalisten. Damit nehme er das Angebot von UNO-Generalsekretär Kofi Annan an. Dieser strebt ein Abkommen an, nach dem französische, italienische, griechische und später auch deutsche Schiffe die Aufgaben der bisher vor der Küste stationierten israelischen Kriegsschiffe übernehmen sollen.