Libanesischer Premier dementiert Aufruf zu Hisbollah-Entwaffnung

BEIRUT (inn) – Der libanesische Premierminister Fuad Saniora hat einen Bericht dementiert, laut dem er die Weltgemeinschaft zur Entwaffnung der Hisbollah aufgerufen hatte. Diese Äußerung hatte die italienische Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Donnerstag beim Abdruck eines Interviews publiziert.

„Die ganze Welt muss uns helfen, die Hisbollah zu entwaffnen“, wurde Saniora in der Zeitung zitiert. Nun hieß es in einer Mitteilung aus dem Büro des Premiers in Beirut, seine Worte seien durch die Übersetzung verzerrt worden. „Der Premierminister hat gesagt, dass die internationale Gemeinschaft der libanesischen Regierung nicht die Gelegenheit gegeben hat, mit dem Problem der Waffen der Hisbollah zurechtzukommen, zumal die anhaltende Präsenz der israelischen Besatzung auf den Scheba-Farmen der Grund für die Aufstellung ist.“

Die internationale Gemeinschaft „muss uns dabei helfen, Israel zu überreden, sich aus Scheba zurückzuziehen, damit wir mit dem Problem der Hisbollah-Waffen zurechtkommen können“, schreibt das Büro weiter. Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, steht der „Corriere della Sera“ dennoch zu dem Bericht. „Das Interview wurde aufgenommen“, sagte ein Mitarbeiter der italienischen Zeitung.

In dem Gespräch hatte Saniora auf eine entsprechende Frage auch eingeräumt, dass die Hisbollah die Scheba-Farmen nur als Vorwand für die Fortsetzung ihres „heiligen Krieges“ verwende. Gleichzeitig forderte er: „Israel sollte die Scheba-Zone verlassen, die sowieso keinen militärischen oder ökonomischen Wert hat und die Häftlinge freilassen. Dann könnte unsere Regierung sagen, dass die Hisbollah kein legitimes Motiv mehr hat, eine bewaffnete Miliz zu bleiben. Sie wäre unvermeidlich dazu verpflichtet, zu einer rein politischen Kraft unseres demokratischen Systems zu werden.“

Der libanesische Regierungschef fügte hinzu: „Die Hisbollah ist ein Staat im Staat geworden. Das wissen wir gut. Es ist ein schwerwiegendes Problem.“ Es sei kein Geheimnis, „dass die Hisbollah auf politische Anweisungen aus Teheran und Damaskus reagiert“. Doch sein Land sei keine Geisel Syriens. „Es ist eine lebendige Demokratie, mit freier öffentlicher Meinung und pluralistisch. Wir sind ein einzigartiges Juwel im Nahen Osten. Aber die Syrer sind innerhalb unseres Hauses, und wir sind noch zu schwach, um uns zu verteidigen. Die schrecklichen Erinnerungen des Bürgerkrieges sind noch zu präsent, keiner ist bereit, zu den Waffen zu greifen.“

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