Leon Uris ist tot. Der Autor des weltberühmten Romans „Exodus“ starb, wie jetzt erst bekannt wurde, bereits am Samstag (21. Juni) im Alter von 78 Jahren in seinem Haus auf Shelter Island im US-Bundesstaat New York.
Leon Marcus Uris wurde am 3. August 1924 in der Hafenstadt Baltimore im US-Bundesstaat Maryland geboren. Sein Vater, Wolf William Uris, von Beruf Tapezierer, und seine Mutter, Anna Blumberg Uris, waren Juden russisch-polnischer Abstammung, die nach Amerika eingewandert waren.
Uris ging kurz nach dem Angriff der Japaner auf Pearl Habor im Jahr 1941 zur Marine. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er in den Reihen des US-Marine-Korps. In dieser Zeit arbeitete er für den Rundfunk als US-Korrespondent.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Uris zunächst in San Francisco als Ausfahrer der Zeitung „Call Bulletin“. Immer wieder versuchte er sich als Autor und Journalist, bis Ende der vierziger Jahre jedoch erfolglos. Erst 1950 kaufte das Magazin „Esquire“ von Uris eine Geschichte über Football. Der spätere Erfolgsautor wurde dort fest als Reporter angestellt.
Im Jahr 1953 erschien sein Debut-Roman „Battle Cry“ („Urlaub bis zum Wecken“). Diesem Roman lagen die Erfahrungen zugrunde, die er zu seiner Marine-Zeit gemacht hatte. Das Buch erreichte eine Millionenauflage.
Uris‘ zweiter Roman, „The Angry Hills“, basierte auf dem Tagebuch eines Onkels, der im Zweiten Weltkrieg in Griechenland mit den britisch-israelischen Einheiten zusammen kämpfte. Die Beschäftigung mit den Tagebuchaufzeichnungen führte Uris zum Thema seines nächsten Romans: Israel.
Mit „Exodus“, einem Epos über die Entstehung des Staates Israel, gelang Leon Uris 1958 jedoch der endgültige Durchbruch. Wie kein anderes Buch schildert „Exodus“ eindrücklich die Einwanderung der europäischen Juden nach Israel in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Staatsgründung Israels 1948. „Exodus“ gilt unter Kritikern und Lesern als literarisches Hauptwerk über das Schicksal der europäischen und nach Israel immigrierten Juden. Besonders eindrucksvoll ist die von Uris verwendete Mischung aus Reportage und geschichtlicher Erzählung. Diese literarische Technik wurde später oft kopiert. Das in über 50 Sprachen übersetzte Buch stand in vielen Ländern des Ostblocks, darunter auch die DDR, auf dem Index der staatlichen Zensur. In jüdischen Kreisen der Sowjetunion wurde es insgeheim als eine Art „Hoffnungsbibel“ der Auswanderung nach Israel gelesen.
Zu Uris‘ weiteren Werken zählt der Roman „Mila 18“ (1961) über den Aufstand im Warschauer Ghetto oder auch der Thriller „Topaz“, der 1969 von Alfred Hitchcock verfilmt wurde.
Danach folgten die Bestseller „Trinity“ (1976), ein Epos über irische Zeitgeschichte bis zum Osteraufstand 1916, der von den Briten blutig niedergeschlagen wurde und „Haddsch“, ein Werk über die Geschichte der Araber in Palästina vom Ersten Weltkrieg bis zum Suez-Krieg 1956.
In seinem letzten zu Lebzeiten erschienenen Roman „Mittle Pass“ (1988) geht es um die Vita eines US-Schriftstellers, der in einer schweren Krise in Israel sich selbst und die Ursprünge seines Volkes finden will.
„O Haras Choice“, so der Arbeitstitel, eine Art historische Fiktion über die US- Marine, hat Uris im Frühjahr dieses Jahres noch fertiggestellt. Der Roman soll im Oktober erscheinen.