JERUSALEM (inn) – Am Dienstagmorgen hat ein Generalstreik in Israel begonnen. Grund sind die monatelang nicht bezahlten Gehälter in den Kommunalbehörden und ein geplanter Einschnitt ab 2005.
Vom Streik betroffen sind laut „Jerusalem Post“ Flughäfen, Bahnhöfe, Regierungsbehörden, Banken, der Aktienhandel, die Postämter und die Gemeindeverwaltungen. Nur im Notfall reagieren Krankenhäuser, Feuerwehrwachen und Elektrizitäts- und Wasserwerke. Busse fahren außerplanmäßig, da viele Fahrer zu Hause bleiben.
Als die Histadrut den Streik am Montagabend ausrief, sagte ihr Vorsitzender, Amir Peretz: „Ihr befindet euch auf der wichtigsten Mission, welche die Zukunft des Staates Israel sichert. Wir rufen alle Bürger dazu auf, mit uns die Mauer der Ungleichheit in Israel niederzureißen“. Der Streik gehe weiter, „bis die Arbeiter wieder ihr Geld bekommen.“
Die Histadrut geht davon aus, dass etwa 300.000 Arbeiter zu Hause bleiben werden. Das Ende des Streiks, der offiziell um 8:30 Uhr (Ortszeit) begonnen hat, ist offen.
Die Minister des Finanz- und des Innenministeriums hatten in einer von Premierminister Ariel Scharon anberaumten Notstandssitzung der Histadrut angeboten, umgerechnet etwa 46 Millionen Euro für die Arbeiter zu zahlen. Die Gewerkschaft lehnte dieses Angebot jedoch als „unangemessen“ ab. Gewerkschaftssprecher Dadi Pik konnte die genaue Summe nicht angeben, die den Angestellten der Lokalbehörden zustehe, doch es sei deutlich mehr. Viele der Angestellten haben ihre Gehälter seit Monaten oder sogar seit über einem Jahr nicht bekommen.
Der israelische Innenminister, Avraham Poras, griff die Arbeitervereinigung scharf an: „Die Histadrut ist das Haupthindernis im Problem der Gehälter in den Kommunalbehörden. Sie laufen vor Verhandlungen davon.“
Das Finanzministerium geht davon aus, dass der Streik Israel zwischen 145 und 300 Millionen Dollar pro Tag kostet. Der Nachrichtendienst „Arutz Scheva“ berichtet, Israel habe zwischen 1997 und 2001 einen Verlust von ungefähr 1,9 Millionen Arbeitstagen durch Streiks erlitten. Rekordjahr war bisher 2003 mit insgesamt 2,7 Millionen Arbeitstagen, die durch Streiks verloren gingen.
Der Streik am Ben Gurion-Flughafen wirkt sich auch auf den israelischen Sport aus. Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ meldet, sind die Fußballspieler des niederländischen Vereins SC Heerenveen am Dienstagvormittag vorerst nicht gestartet. Die Mannschaft sollte ursprünglich am Mittwochabend im Rahmen des UEFA-Pokals in Tel Aviv gegen Maccabi Petach Tikva spielen. Wegen des Streiks hat der europäische Fußballverband (UEFA) das Spiel auf Donnerstag verschoben. Betroffen sind zudem die deutschen Basketballerinnen, die ursprünglich am Dienstagmittag für ein Länderspiel in Israel eintreffen sollten.