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Korrigierte Fassung: Ashton gedenkt der Holocaust-Opfer

BRÜSSEL (inn) – Anlässlich des Gedenktages für die Opfer der Schoah hat EU-Außenkommissarin Catherine Ashton am 27. Januar eine Erklärung veröffentlicht. Darin werden zwischen diplomatischen Formeln weder Juden noch Antisemitismus erwähnt.
Catherine Ashton hat ihre Erklärung zum Gedenken an den Holocaust in diesem Jahr nur geringfügig überarbeitet.

Auf der Homepage der Europäischen Kommission stand nur die Erklärung Ashtons zum 27. Januar 2013, also des Vorjahres. Ihr Wortlaut war der vom Pressesprecher der EU Delegation in Tel Aviv per E-Mail verschickten „neuen“ Erklärung von 2014 so ähnlich, dass der Eindruck entstand, als hätte Ashton sie innerhalb von Stunden etwas umformuliert ausgetauscht.
Wir hatten nicht auf das Datum geachtet. Jetzt stellt sich heraus, dass für die höchste Repräsentantin Europas im Ausland der Holocaust-Gedenktag offensichtlich eine lästige Pflichtübung ist. Ashton holt ihre Erklärung vom Vorjahr (2013) per „Copy and Paste“ aus der Schublade, möbelt sie mit nichtssagenden diplomatischen Formeln ein wenig auf und verbreitet dann die alten Kamellen als Neuware. Das ist peinlich und grenzt an Betrug.
Europas Außenministerin Catherine Ashton, trotz Vier-Tage-Woche mit einem Jahresverdienst von 323.000 Euro plus Zuschüsse, 3.417 Mitarbeitern, 139 „Botschaften“ auf den abgelegensten Pazifikinseln, 650 Autos und Kosten von knapp 600 Millionen Euro jährlich, machte sich nicht die Mühe, sich für den Gedenktag der schlimmsten jemals mitten in Europa begangenen Verbrechen der Menschheit neue Gedanken zu machen.

Die Erklärungen der beiden Jahre im Vergleich

In der Erklärung zum 27. Januar 2014 gedachte Ashton der Opfer des Holocaust, die „in der finstersten Periode europäischer Geschichte brutal ermordet“ worden seien. Der Gedenktag müsse uns erinnern, „Vorurteile und Rassismus zu bekämpfen“. Weiter hieß es: „Der Respekt für Menschenrechte und Vielfalt befindet sich im Herzen (der Werte), wofür die Europäische Union steht.“
Der Begriff “Holocaust” steht allein für die systematische Ausrottung der Juden aus ideologischen Motiven. Gleichwohl vermeidet Ashton die Erwähnung von Juden. Neben sechs Millionen Juden wurden auch polnische Intellektuelle, politische Gegner der Nazis, Geistliche, Homosexuelle und Andere ermordet. Insgesamt kamen infolge des Zweiten Weltkriegs etwa 50 Millionen Menschen ums Leben. Für Soldaten, die zivilen Opfer in Dresden, für Homosexuelle und Opfer anderer Völkermorde wie an den Armeniern 1915 gibt es separate Gedenktage. Ungeheuerlich ist, dass die höchste Repräsentantin der EU an diesem Tag die Identität der Opfer, der sie angeblich gedenkt, verschweigt. Das ist in jüdischen Medien aufgefallen und hat Ashton mitsamt den Europäern den offenen Vorwurf eingetragen, Antisemiten zu sein.

Sprecher: „Jeder weiß, wer die Opfer waren“

Michael Mann, ein Sprecher Ashtons, erklärte auf Anfrage, dass doch jeder wisse, wer die Opfer des Holocaust gewesen seien: „überwiegend Juden, aber auch Andere“. Die Erklärung solle der Welt zeigen, dass „wir weiterhin wachsam sind“. Der Sprecher äußerte sich nicht zu der Anmerkung, dass die EU zwar gegen Vorurteile, Intoleranz und Hass-Sprüche ankämpfe, jedoch Antisemitismus in der Erklärung nicht erwähne.
Der Sprecher des israelischen Außenamtes, Jigal Palmor, wollte sich zu Ashtons Erklärung nicht äußern, reagierte aber auf Michael Manns Ausführungen: „It goes without saying, but goes better mentioning it.“ (Selbstverständlich geht es ohne Erwähnung (der Juden), aber es wäre besser gewesen, sie zu erwähnen.)

Neue Erklärung, gleicher Tenor

Ashtons Erklärung zum Holocaustgedenktag 2014 mit dem Aktenzeichen 140127/01 stellt sich als nur geringfügig umformulierte Version von 2013 mit dem Aktenzeichen A 42/13 heraus. Die alte Erklärung von 2013 ist auf der Homepage der EU-Kommission in Brüssel veröffentlicht, während die von 2014 nur auf Ashtons EU-Homepage erscheint.
Manche Formulierungen sind in beiden Erklärungen identisch, andere wurden ausgetauscht. Juden werden in keiner der beiden Mitteilungen erwähnt. Der diffuse Satz „Wir ehren jeden Einzelnen, der brutal in der finstersten Periode der Geschichte Europas ermordet worden ist“ heißt in der Version von 2013: „Wir ehren jeden Einzelnen der sechs Millionen …“ Offensichtlich sind Juden gemeint. Doch das steht nicht dabei.
Während im Jahre 2014 noch lebende Opfer des Holocaust mit keinem Wort erwähnt werden, gebührte ihnen 2013 besondere Anerkennung, da sie „uns an die Tragödie erinnern, die wir nie vergessen sollten“.
Ashton meinte 2014, dass der Gedenktag eine „Gelegenheit“ (occasion) sei, Vorurteile und Rassismus in unserer Zeit zu bekämpfen und dass wir wachsam (vigilant) gegen die Gefahr von Hasssprüchen sein müssten. 2013 schrieb sie im parallelen Abschnitt: An dem Gedenktag sollten wir uns daran erinnern, dass „dieses Verbrechen“ nicht nur „von wenigen Einzelpersonen“ begangen worden sei. Viele hätten daran direkt und indirekt teilgenommen und noch mehr hätten es einfach geschehen lassen. „Deshalb müssen wir wachsam (vigilant) bleiben.” Weiter hieß es, dass „Genozid durch die Gewalt einiger und die Indifferenz anderer“ verursacht werde. Hatte Ashton etwa Kritik von ihren EU-Freunden erhalten und diesen Passus gestrichen, weil sie damit alle Europäer in die Mitverantwortung einbezogen hat?

Politische Rücksichten?

Die Umformulierungen hängen offensichtlich mit aktuellen politischen Entwicklungen zusammen, etwa in Syrien. Deshalb verschwieg Ashton in beiden Versionen die jüdische Identität der „Sechs Millionen“ Opfer des Holocaust. 2013 wollte Ashton noch die Ehre der nicht-jüdischen Europäer retten mit der “Chance”, am Holocaustgedenktag „Akte von Mut und Opfertum“ zu zelebrieren, die Europa „erleuchtet“ hätten: Nachbarn, die Familien geschützt, Arbeitgeber, die ihre Arbeitnehmer gerettet und all jene, die ihre Mitbürger geschützt haben. In beiden Versionen erwähnt sie ganz neutral die „finsterste Zeit der europäischen Geschichte“, jedoch ohne Nazis oder Deutschland beim Namen zu nennen.
Wohl wegen aktueller Rücksichten hatte sie 2014 die neutralen Worte „fundamentale Rechte und Freiheiten“ des Vorjahres durch die politisch belasteten Begriffe „Menschenrechte und Vielfalt“ ausgetauscht.

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