JERUSALEM (inn) – Nur 41 Prozent der Wahlberechtigten haben am Dienstag an den Kommunalwahlen in Israel teilgenommen. Dies ist die niedrigste Wahlbeteiligung seit der Staatsgründung.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, gab es die höchste Wahlbeteiligung in arabischen Ortschaften: in Abu Gosch bei Jerusalem gingen 93 Prozent wählen, im galiläischen Dir Hana waren es 91 Prozent.
Die Bewohner der drusischen Ortschaften Dschulis und Janua in Westgaliläa gaben hingegen keine einzige Stimme ab. Mit dem Boykott protestierten die Drusen gegen die Entscheidung des Innenministeriums, ihre Dörfer mit drei weiteren Ortschaften zu einer Verwaltungseinheit zusammenzulegen.
Vertreter des Innenministeriums führen die geringe Wahlbeteilung unter anderem darauf zurück, daß die Wähler am Dienstag arbeiten mußten. Weitere Gründe seien das mangelnde Vertrauen der Bürger in das politische System sowie die kalten Temperaturen am Wahltag. An den vorigen Kommunalwahlen im November 1998 hatten sich noch 57,4 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt.
Ersten Hochrechnungen zufolge konnte der rechtsgerichtete Likud von Premierminister Ariel Scharon seine Spitzenposition in den Städten Aschdod, Kiriat Schmona, Hadera und Kiriat Jam halten. Der linksgerichteten Arbeitspartei (Avoda) gelang dies in Tel Aviv, Be´er Scheva, Nazareth Ilit, Holon und Rischon LeZion. In mehreren Orten kommt es vermutlich zu einer Stichwahl. Dies ist der Fall, wenn kein Kandidat mehr als 40 Prozent der Stimmen erhält.
Nachdem die Wahllokale um 22 Uhr geschlossen waren, sprach Scharon von einem Sieg des Likud. Aus der Avoda hieß es hingegen, der Likud habe in mehreren zentralen Städten an Macht eingebüßt.
In Kiriat Schmona nahe der Grenze zum Libanon brach ein 64jähriger Mann zusammen, nachdem er das Wahllokal verlassen hatte. Herbeigerufene Rettungskräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen. Nach der Stimmabgabe hatte der Israeli über Unwohlsein geklagt.
Der ehemalige Vorsitzende der Arbeitspartei, Benjamin („Fuad“) Ben-Elieser, ging in Rischon LeZion zur Wahl. Seinen Ausweis vergaß er allerdings zu Hause. Doch die Wahlhelfer akzeptierten eine Kreditkarte, die auf seinen Namen ausgestellt ist, als gültigen Ausweis, so daß der Politiker dennoch seine Stimme abgeben konnte.