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Kommentar: Vom eigenen Stein getroffen

Ein palästinensischer Steinewerfer im nördlichen Westjordanland hatte Pech. Er bewarf vorbeifahrende israelische Fahrzeuge. Ein Stein traf den Reifen eines schnell fahrenden Siedlerautos, wurde zurückgeschleudert und prallte gegen die Schläfe des Palästinensers. Herbeigerufene Sanitäter konnten nur noch seinen Tod feststellen. Dieser kuriose Zwischenfall könnte gemäß dem Prinzip: "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein" auch die Lage um den Gazastreifen beschreiben.

Die Hamas und ihre Gefolgsleute werden nicht müde, Israel des Staatsterrorismus, der Völkerrechtsverstöße und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu bezichtigen. Deshalb brauchte die Hamas gemäß ihrem Selbstverständnis keinen akuten Anlass, um Israel durch massiven Raketenbeschuss im Dezember zum Einmarsch und Überraschungsschlag gegen die Hamas zu provozieren.

Leichtsinn der Hamas war inakzeptabel

Doch weder Ägypten noch die Palästinensische Autonomiebehörde, weder Jordanien noch Saudi-Arabien, von Israel ganz zu schweigen, konnten diesem Leichtsinn der radikal-islamischen Organisation zustimmen. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak sprach seine Wut über die Hamas gar offen aus, indem er sie bezichtigte, seine dringenden Warnungen vor einem frontalen Waffengang mit Israel in den Wind geschlagen zu haben.

Am ersten Tag der vorläufigen Waffenruhe, an dem sich die Menschen sich nach drei Wochen auf die Straße wagen konnten, wurde das Ausmaß der israelischen Schläge ersichtlich. 4.000 Häuser wurden gemäß ersten Bestandsaufnahmen völlig zerstört. 20.000 wurden erheblich beschädigt. Die meisten dieser direkt getroffenen Häuser müssen freilich in dem vermeintlich „dichtest besiedelten Gebiet der Welt“ leer gewesen sein, denn es wurden „nur“ rund 1.300 getötete Palästinenser gezählt. Vermutlich stimmt die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen nicht, zumal es Hinweise gibt, dass die Hamas ihre Toten seit dem ersten Schlag am 27. Dezember verheimlicht. Arabische Journalisten filmten fast ausschließlich nur Frauen und Kinder bei ihrer Einlieferung in das Schifa-Hospital, nicht aber junge Männer in Tarnuniform. Die Bilder gingen um die Welt und dienten mit Erfolg dazu, Israel eines „Massakers“ an Zivilisten zu bezichtigen.

Beide beanspruchen Sieg für sich

Ob nun tatsächlich Israel gesiegt hat, wie Premierminister Ehud Olmert behauptete, als er die einseitige Waffenruhe verkündete, ist fraglich, zumal heutzutage Kriege nicht auf dem Schlachtfeld entschieden werden, sondern auf dem Fernsehschirm. Mit Hilfe von Allah, so der Hamas-Chef in Gaza, Ismail Hanije, reklamiert deshalb die Hamas für sich den Sieg. Olmert erklärte, dass die Hamas schwer geschlagen worden sei. Auch dies lässt sich leicht relativieren. Solange die vielen zerstörten oder beschädigten Häuser von hilfsbereiten Arabern zum Preis von zwei Milliarden Euro wieder aufgebaut werden sollen und die kriegsbedingte humanitäre Not umgehend mit Millionen Euros europäischer Steuerzahler behoben wird, muss sich die im Gazastreifen herrschende Hamas keine Sorgen machen. Die Kriegskosten tragen andere, nicht die Hamas. Auch die vielen Toten sind kein Grund für ein zweites Nachdenken, wenn der Auslandschef der Hamas im Exil in Damaskus erklärt: „Jeder Konflikt kostet Opfer“.

Nach Beginn der von Israel verkündeten Waffenruhe hat die Hamas bewiesen, dass sie auch militärisch ungeschlagen blieb. Zur Demonstration schoss sie eine vorläufig letzte Runde von zwanzig Raketen auf Israel ab. Und warum sollte man nicht den Siegesparolen der Hamas-Sprecher glauben, wonach ihr Wille ungebrochen sei und ebenso ihre Fähigkeit, weiterhin neue Raketen zu bauen oder zu importieren.

Wenn sich also beide Seiten als Sieger präsentieren, menschliche Opfer offenbar nur in Europa als Problem empfunden werden und Hamas wie Israel schwören, auch künftig ihrem jeweiligen Feind die Stirn bieten zu wollen, dürfte – mangels Entscheidung – die nächste Runde schon vorprogrammiert sein. Allein die Frage, ob das schon in sieben Tagen oder erst in drei Jahren passiert, bleibt offen.

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