Einen größeren Gefallen hätte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad seinem Erzfeind Israel gar nicht machen können. Jetzt weiß die ganze Welt, was sein Ziel ist: Der Schandfleck Israel muss weg!
Jeder, der Ohren hat, kann jetzt auch wissen, dass Israel nicht allein ist. Der Zorn und die Drohungen des Schwarzbärtigen aus Teheran gelten nämlich nicht nur „den Zionisten“, sondern jedem, der das Existenzrecht des jüdischen Staates anerkennt.
Und schließlich hat Mahmud Ahmadinedschad mit seiner Rede auch den letzten Zweifel darüber beseitigt, warum er so vehement auf dem Recht seines Landes besteht, Atomwaffen zu besitzen.
Schweigen ist manchmal lauter, als das größte Geschrei. So haben manche iranische Zeitungen ihren Protest gegen die Rede ihres Präsidenten dadurch in die Welt hinausgeschrieen, dass sie sie verschwiegen haben. Jeder andere Protest hätte ihnen wohl auch Kopf und Kragen gekostet.
Himmelschreiend ist auch das Schweigen der islamischen Welt zu dem, was da im Namen des Islam während des heiligen Fastenmonats Ramadan verkündet wird. Nur wer absolut taub ist, kann jetzt noch der Annahme sein, Präsident Ahmadinedschad vertrete lediglich eine verschwindende Minderheit im ansonsten friedliebenden und toleranten Islam.
Jeder Deutsche, der sich in arabischen Ländern nicht ausdrücklich als Zionist outet, bekommt ungefragt zu hören, dass die Endlösung der Judenfrage der Traum der arabischen Welt ist. Die Fans des guten alten Adolf bedauern sein unvollendetes Lebenswerk.
Und Israel? – Das jüdische Volk bleibt auch dieses Mal selbst seinem erbittertsten Feind keinen Gefallen schuldig. Die israelische Botschaft in Berlin verbreitet Demonstrationsaufrufe und stellt dadurch klar: Man kann nur Instrument der israelischen Propagandamaschinerie sein oder den Iran unterstützen. Einen dritten Weg gibt es nicht.
Und dann fordert Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dan Gillerman, offiziell, den Iran aus der UNO auszuschließen, ohne dabei zu bedenken, dass dadurch ein Präzedenzfall geschaffen würde, den ausgerechnet arabische Staaten seit Jahrzehnten im Falle Israels durchzusetzen suchen.
Gemeinsam die Schulbank zu drücken verbindet. Vielleicht sollten die Kontrahenten im Nahostkonflikt einmal gemeinsam einen Entwicklungshilfeantrag an Australien stellen. Jeder australische Buschmann kann einem nämlich erklären, dass beim Einsatz eines Bumerangs die Gefahr besteht, dass dem Werfer das dem Opfer zugedachte Projektil selbst um die Ohren fliegt. Manchmal ist Schweigen eben Gold.