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Kommentar: Papst im heiklen Land

JERUSALEM (inn) - Die Liste der auf den Papst wartenden Fettnäpfchen im heiklen heiligen Land ist lang. Doch die Wogen sind längst durch diplomatische Bemühungen geglättet, meint der Jerusalemer Korrespondent Ulrich W. Sahm.

Ein Deutscher, ehemaliges Mitglied bei Hitler-Jugend und Wehrmacht, besucht Israel. Der Skandal um die Rehabilitierung des Holocaust-Leugner und Bischof Richard Williamson. Die Wiedereinführung der lateinischen Freitagsliturgie, in der die Juden als „verblendet“ bezeichnet werden. Ganze drei Tage in Israel aber nur ein Tag bei den Palästinensern. Und die Weigerung des Vatikans, eine Politshow der Palästinenser im Flüchtlingslager El-Aida zuzulassen, wo für den Papst, gegen den Willen der Israelis, eine Bühne im Schatten der „Mauer“ errichtet wurde. Die Liste der Kontroversen im Konfliktfeld zwischen Juden, Christen und Moslems, Israelis und Palästinensern ließe sich beliebig verlängern.

Aber die Wogen sind längst behutsam und diplomatisch geglättet. Weder Israel noch die Palästinenser oder gar der der Vatikan wünschen unnötigen Ärger. Die Freitagsliturgie wurde in Deutschland, kaum aber in Israel wahrgenommen. Denn wer weiß schon, was Karfreitag ist und noch dazu eine „Liturgie“.

Die Affäre um Bischof Williamson stellte sich als peinliche interne Panne des Vatikan heraus. Der Papst hat sich dafür in einem „mutigen Brief“ bei seinen „jüdischen Brüdern“ entschuldigt. Vatikanbotschafter Motti Lewy erklärte im Fernsehen, dass ein Bischof nicht entlassen werden könne, „so wie man nur einmal getauft wird“. Indem aber der Vatikan dem Mann keine Ämter mehr anvertraut, könne er kein weiteres Unheil anrichten. Und weil der Vatikan bei den Palästinensern darauf pochte, den Papst entsprechend der Absprachen im Schulhof des Flüchtlingscamps zu empfangen, blieb es den Israelis erspart, mit Bulldozern die halbfertige Papstbühne an der „Mauer“ mit Gewalt zu zerstören.

Zwangsjacke des Protokolls

Jeder Schritt des Papstes ist dank einer engen Zwangsjacke des Protokolls minutiös vorgeplant und geprobt. So sollen Pannen und Überraschungen möglichst ausgeschlossen bleiben. Alle verantwortlichen Stellen sind aus eigenem Interesse an einem Gelingen des Besuches interessiert. 80.000 Polizisten werden darauf achten, dass es keinen Anschlag irgendwelcher Extremisten auf den Papst gibt. Angekündigte Protestaktionen einschlägig bekannter anti-christlicher Rabbiner oder antideutscher Politiker zeugen von der Geltungssucht extremistischer oder exotischer Einzelgänger.

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