Vorerst hat Livni nur die erste Hürde geschafft: ein Abkommen „im Prinzip“ mit Ehud Barak von der Arbeitspartei. Da ging es vor allem um Baraks künftige Machtbefugnisse. Vizepremier kann Barak nicht werden, da er nicht Abgeordneter ist. So wurde für ihn der Rang des „wichtigsten Stellvertreters“ erfunden.
Endlich kann sich Livni den übrigen Parteien zuwenden. Ohne die bekäme sie keine regierungsfähige Mehrheit. Die orientalisch-orthodoxe Schas-Partei verlangt so viel Kindergeld, dass Livni schon versprechen musste, keinen „zu hohen Preis“ zahlen zu wollen. Das war wörtlich gemeint. Schas fordert unrealistisch hohe finanzielle Abfindungen für ihr Wählervolk, weil Parteichef Eli Jischai Neuwahlen will. Nur so könnte er seinen parteiinternen Kontrahenten, Arjeh Derri, kalt stellen. Der populäre und charismatische Derri hatte sich vor acht Jahren mit Staatsgeldern ein Whirlpool in seine Wohnung einbauen lassen und als Innenminister 155.000 Dollar Schmiergelder angenommen. Seit seiner dreijährigen Gefängnisstrafe sind noch keine sieben Jahre „Abkühlungspause“ vergangen. Rechtskräftig wegen „ehrenrühriger“ Vergehen verurteilte Politiker dürfen in dieser Periode keine öffentlichen Ämter annehmen. Weil diese Frist in zehn Monaten abläuft, bangt Jischai um den Parteivorsitz. Nur durch Neuwahlen könnte Jischai seine Haut retten und Derri ausschalten.
Diese Probleme plagen Livni mehr als Verhandlungstaktik mit den Palästinensern oder die Jerusalem-Frage.