Kommentar: Israel wird Iran angreifen…

JERUSALEM (inn) - "Israel wird den Iran angreifen, um dessen Atomanlagen zu zerstören." Entsprechende Behauptungen wurden schon vor zehn Jahren gestreut, unter Berufung auf namenlose "Regierungskreise". Ohne auf die Landkarte geschaut zu haben, wurde spekuliert, dass Israel mit Hubschraubern Bodentruppen in den 3.000 Kilometer entfernten Iran verlegen wolle.

Dass Hubschrauber unbemerkt über die Türkei, Syrien, Saudi-Arabien oder Jordanien und den Irak fliegen müssten, störte die Polit-Spekulanten genauso wenig wie die irre Vorstellung, dass die Israelis mit bunkerbrechenden Bomben Löchlein in iranische Berge bohren könnten, um darunter versteckte Nuklearanlagen mit "unterirdischen Atomexplosionen" zu zerstören. Ein namentlich zitierter israelischer Professor behauptete, derartigen "Schwachsinn" niemals gesagt zu haben.

Dieser Tage schüren erneut die oppositionelle israelische Zeitung "Ha´aretz" und der stramm anti-israelische britische "Guardian" die Spekulationen über einen bevorstehenden Angriff. Feuer ins Öl schütteten ehemalige Geheimdienstchefs wie Meir Dagan und Ex-Generale, die der Regierung Benjamin Netanjahus "Wahnsinn" unterstellten, falls die einen Angriff auf Iran erwägen sollte. Persönliche und innenpolitische Animositäten scheinen diese öffentliche Diskussion eher anzutreiben als faktisches Wissen zu streng geheimen internen Beratungen, falls es die gibt.

Minister und Rechtsexperten bezeichnen das derzeitige "Iran-Geschwätz" als "verantwortungslos". Offiziell wird nur bestätigt, dass in Sachen Iran "alle Optionen auf dem Tisch liegen".

Argumente pro und kontra

Für eine Attacke auf den Iran spricht, dass Israel schon seit über zehn Jahren Druck auf die USA, Europa und andere ausübt, den Iran auf diplomatischen Wegen und mit Sanktionen am Bau der Atombombe zu hindern. Dafür spricht auch, dass Israel nicht untätig darauf warten will, von einer Atombombe ausgelöscht zu werden.

Dagegen spricht neben der Geographie und der ungewissen Chance, alle Anlagen auf einen Schlag zerstören zu können, auch die politische Lage. Der Iran hat mit der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen bestens mit Raketen ausgestattete Verbündete, die auf einen Wink aus Teheran fähig wären, ganz Israel mit Raketen einzudecken. Der "arabische Frühling" hat Ägypten und vor allem Syrien eher unberechenbar gemacht.

Die derzeitige Regierung Israels unter Netanjahu genießt weder Vertrauen noch einen guten Ruf, nicht einmal bei engen Verbündeten wie Deutschland und den USA. Ein Alleingang Israels gegen den Iran klingt deshalb heute noch unwahrscheinlicher als vor zehn Jahren. Bei aller Kritik und allem Unverständnis für die israelischen Politik gibt es zudem noch keine Anzeichen für einen staatlichen Selbstmord Israels, also einem zweiten "Holocaust" an sechs Millionen Juden, nämlich den jüdischen Einwohnern Israels.

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