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Warum brannte die „Altalena“?

Vieles, was heute als selbstverständlich gilt, stand im jungen Staat Israel zur Debatte – so auch der Status der Armee. Ein Vorfall im Juni 1948 veranschaulicht die innerstaatlichen Kämpfe.
Die Altalena ging vor dem Strand von Tel Aviv in Flammen auf

Am 22. Juni 1948 brennt die „Altalena“ im Hafen von Tel Aviv. In einer Zeit, da der noch nach Tagen zählende junge Staat Israel um sein Überleben kämpft, lassen Juden ein jüdisches Schiff mit Nachschub in Flammen aufgehen. Was war geschehen?

Am 11. Juni war das Schiff „Altalena“ in Frankreich ausgelaufen und steuerte mit 940 Kämpfern und Waffen an Bord Richtung Tel Aviv. Es war eine heikle Mission. Die jüdische Untergrund-Bewegung Irgun plante Schiff und Mannschaft an „Zahal“, also der israelischen Armee, vorbei an Land zu bringen. Die Irgun (Irgun Tzwai Leumi – nationale Militär-Organisation) stammt aus den dreißiger Jahren und wurde mit dem Kürzel IZL oft kurz nur Etzel genannt. David Ben-Gurion hatte darauf gedrungen, dass mit Staatsgründung alle Gruppen, Organisationen und Kämpfer unter das einheitliche Kommando von „Zahal“ gestellt werden. Menachem Begin, der seit 1943 die Irgun führte, hatte sich dem Diktat am Ende gebeugt und der Auflösung seiner Organisation in die neue Armee Israels zugestimmt. Doch ganz ehrlich war es dann doch nicht gemeint, das zeigte die „Altalena“.

Offizielle Stellen in Israel und schließlich Ben-Gurion erhielten Wind von der Aktion „Altalena“, und das wusste dann auch die Irgun. Man handelte rasch und konsequent. Das Schiff wurde heimlich an die Küste nahe Kfar Vitkin beordert und teilweise entladen. Ben-Gurion forderte unterdessen nochmals die Kapitulation Begins und die Übergabe der Waffen. Man erkannte die Gefahr bewaffneter jüdischer Gruppen außerhalb der regulären Streitkräfte. Deshalb ging das jüdische Militär gegen die jüdische Irgun bei Kfar Vitkin in Stellung. Die „Altalena“ dampfte teilweise entladen nach Tel Aviv ab. Menachem Begin hoffte vermutlich auf Verhandlungen mit Ben-Gurion. Doch dessen Geduld war zu Ende. Am 22. Juni wurde das Schiff im Hafen von Tel Aviv gestellt und beschossen. Die „Altalena“ lag als leuchtende Fackel im Wasser. Ben-Gurion hat gesiegt: Bei der ganzen Aktion wurden über zweihundert Irgun-Kämpfer verhaftet, siebzig kamen ums Leben, dazu zwölf Besatzungsmitglieder des Schiffes.

„Zahal“ hatte sich blutig in einer innerjüdischen Krise behauptet. Einmalige Ereignisse lassen sich nicht direkt übertragen, vergleichen jedoch schon. Ben-Gurion hat mit Konsequenz und Härte Parallelstrukturen bekämpft. Es war ein hoher Preis, aber am Ende der einzig gangbare Weg mit dem Ziel einer einheitlichen Armee im Staat Israel.

Dies ist eine leicht gekürzte Version des im Israelnetz Magazin 03/2006 (Israel Report) erschienenen Artikels. Sie können die aktuellen Ausgaben kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915152, via E-Mail an info@israelnetz.com oder online.

Von: Egmond Prill

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