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40 Jahre islamische Revolution

Vor genau 40 Jahren übernahmen Islamisten die Herrschaft im Iran. Heute ist das Land völlig heruntergewirtschaftet. Die Bevölkerung hegt Misstrauen gegen die Regierung – und auch gegen den Islam. Ein Umsturz scheint bevorzustehen. Ein Gastbeitrag von Carmen Shamsianpur
Ajatollah Chomeini war vor 40 Jahren einer der federführenden Revolutionäre

Die 40 Jahre seit der islamischen Revolution haben nicht nur den Iran verändert. Das Erstarken des Islamismus im Iran war Teil einer Entwicklung, die sich über die gesamte islamische Welt erstreckte. 1979 standen sich noch die beiden Supermächte USA und Sowjetunion gegenüber. Der Islamismus sollte in den folgenden Jahrzehnten zu einer – in sich zerstrittenen – dritten Kraft werden. Das betraf längst nicht nur den Iran. Auch der Wahhabismus in Saudi-Arabien bekam zur gleichen Zeit mehr und mehr Aufwind. Gleichzeitig rüsteten die USA nach dem Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan im Dezember 1979 dortige Islamisten für den Kampf gegen die Kommunisten aus. Osama Bin Laden war nur eines der folgenschweren Produkte dieser Politik.

Der Iran übernahm die Vorherrschaft in der Region. Während Saudi-Arabien den sunnitischen Islam repräsentiert, versteht sich der Iran als Schutzmacht der Schiiten. In beiden Ländern ist die Scharia alleinige Quelle der Gesetzgebung und es gibt keine Trennung zwischen Religion und Staat, auch wenn sich Saudi-Arabien, anders als der Iran, nicht als Theokratie betrachtet.

Dabei war die „islamische“ Revolution im Iran ursprünglich gar nicht so islamisch. Die Opposition gegen den Schah vereinte neben den islamischen und islamistischen Kräften auch Kommunisten, Liberale und Demokraten. Die verschiedenen Gruppen wurden geheimdienstlich streng überwacht und mit Brutalität in Schach gehalten. Es gab mehrere Tausend politische Gefangene und Folter war keine Seltenheit. Als der Schah im Januar 1979 den Protesten nachgab und abdankte, ging damit die alleinige Gemeinsamkeit der oppositionellen Parteien verloren. Die islamistische Front war die einzige, die genügend organisiert, vernetzt und finanzstark war, um sich durchzusetzen. Ähnliche Dynamiken sollten viel später auch beim sogenannten „Arabischen Frühling“ zu beobachten sein.

Als der Ajatollah Ruhollah Musawi Chomeini bald nach seiner Rückkehr aus dem Exil begann, im Iran eine Theokratie zu etablieren und islamisches Recht einzuführen, gingen zu großen Teilen dieselben Menschen auf die Straße, die vorher gegen den Schah demonstriert hatten. Hunderttausende Frauen empörten sich öffentlich über den neu eingeführten Verschleierungszwang. Aber zu spät war ihnen klar geworden, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen waren. Mit jeder Demonstration, die die neue Führung blutig niederschlagen ließ, wurden die Sprechchöre leiser.

Abkommen ebnet Weg für Atombombe

Der Iran ist heute, gemessen an der Bevölkerungszahl, das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Die Zahl ist unter dem vermeintlich „moderaten“ Präsidenten Hassan Rohani sogar noch angestiegen. Aber die mutigen Massenproteste der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie geschwächt das Land im Innern ist. Außenpolitisch steht der Iran jedoch noch auf festen Beinen – allen Sanktionen zum Trotz und nicht zuletzt aufgrund westlicher Unterstützung. Der Ölreichtum des Landes ist ein Garant dafür, dass die westlichen Länder es auch weiterhin mit Samthandschuhen anfassen werden. Das Atomabkommen, an dem gerade Deutschland so eisern festhält, ebnet dem Iran den Weg für eine mögliche Atombombe. Es wäre eine Bombe, die neue weltpolitische Dynamiken in Gang setzen würde. Schon das Abkommen lässt die arabischen Länder enger zusammenrücken und sorgt sogar für eine Annäherung an Israel. Beide Parteien sehen im Iran ihre größte Bedrohung – Israel für seine Existenz und Saudi-Arabien für seine Vorherrschaft in den sunnitischen Ländern.

Vor der Revolution war der Iran in wirtschaftlicher Hinsicht ein Paradies. Nicht nur der Reichtum durch die großen Öl- und Gasvorkommen lockte ausländische Investoren an. Das Land bietet auch optimale vegetative und klimatische Voraussetzungen, um eine Handelsoase zu sein. In direkter Nachbarschaft zum Zweistromland, dem biblischen Paradies, gedeihen neben dem teuersten Gewürz der Welt – Safran – auch alle erdenklichen anderen Gewächse. Der Iran wird aufgrund seiner landwirtschaftlichen und klimatischen Vielfalt auch „das Land der vier Jahreszeiten genannt“. Bei Temperaturunterschieden von bis zu 40 Grad Celsius an einem Tag kann man immer am einen Ende des riesigen Landes Winter, am anderen Sommer finden.

All diese naturgegebenen Vorzüge konnte die Revolution dem Iran nicht nehmen. Nur ist das Land längst nicht mehr in erster Linie für den Export von Datteln und Pistazien bekannt, sondern für den angestrebten Export der Revolution, für Bedrohung und Terror. 40 Jahre Mullahherrschaft haben das reiche Land in den wirtschaftlichen Ruin getrieben. Teile der Bevölkerung hungern, und das nicht nur wegen der verhängten Sanktionen und der daraus folgenden hohen Inflation, sondern auch, weil der enorme Reichtum des Landes bei der milliardenschweren Elite hängenbleibt – dem Teil der Bevölkerung, der von den Sanktionen nur indirekt betroffen ist. Denn die Not treibt die Menschen wieder auf die Straße. Der Iran stand in den 40 Jahren seit der islamischen Revolution nie so nah an einem Umsturz wie jetzt.

Zwei gesellschaftliche Sphären

Das iranische Volk ist längst nicht so fanatisch wie seine Führung. Viel mehr noch als eine Verklärung der Schah-Diktatur findet man in der Bevölkerung einen fest verankerten Stolz auf die vorislamische persische Kultur. Alle Versuche der Mullahs, entsprechende „heidnische“ Feste wie Yalda, die Sonnenwendfeier, oder das Neujahrsfest Noruz zu verbieten oder islamisch umzudeuten, blieben erfolglos. Die Iraner feiern ihr vorislamisches Erbe und lassen sich diese Identität nicht rauben.

Der Iran ist heute ein Land mit zwei gesellschaftlichen Sphären, einer offiziellen und einer inoffiziellen. In der offiziellen gibt es strikte Geschlechtertrennung, keine „westliche Dekadenz“, keinen Alkohol, keine Drogen. Die Fußballweltmeisterschaft wird zeitverzögert übertragen, weil bei jedem Kameraschwenk in die Fankurven die unverschleierten Frauen zensiert werden müssen. Bei synchronisierten Spielfilmen aus dem Englischen fehlt die Übersetzung, sobald sich ein Mann und eine Frau zusammen allein an einem Ort befinden. Der Konsum von Alkohol und Drogen sowie der Handel mit diesen Stoffen ist der muslimischen Bevölkerung strikt verboten. Im schlimmsten Fall droht die Todesstrafe.

In der inoffiziellen Sphäre hingegen werden wilde Partys gefeiert und verbotene Filme geschaut. Empfangen werden sie über ebenso verbotene Satellitenschüsseln, mit denen nahezu alle Haushalte versorgt sind. Der Alkohol fließt in Strömen über die irakische und andere Grenzen in den Iran oder wird im Keller selbst gebraut. Drogen sowie Drogenhandel und Drogentote gibt es laut UN-Weltdrogenbericht so viele wie in kaum einem anderen Land der Erde. In einem Umfeld von Verfügbarkeit aller nur erdenklichen Rauschmittel, Perspektivlosigkeit und Korruption sind Drogenvergehen der häufigste Hinrichtungsgrund. Die Hälfte aller Scheidungen wird auf Suchtprobleme zurückgeführt.

Religiöse Heuchelei

Die Iraner leben in einem tiefen Misstrauen gegen ihre Regierung und in gewisser Weise mit einer Abscheu gegen die eigene Religion. Sie verbinden mit dem Islam zum einen die arabische Eroberung und zum anderen den Niedergang ihres Landes nach der islamischen Revolution. Die heutige iranische Regierung versteht sich laut Verfassung nur als Platzhalter für den „Mahdi“, den verborgenen 12. Imam, der am Ende der Zeit wiederkehren und herrschen soll. Er ist das eigentliche Staatsoberhaupt – mit dem Mullahregime als Stellvertretung.

Nur stinkt die religiöse Heuchelei der herrschenden Elite zum Himmel. Sie bereichern sich auf Kosten einer darbenden Bevölkerung, wettern gegen den „großen Satan“ Amerika, während sie ihre Söhne dorthin zum Studium schicken, und lassen Ehebrecher auspeitschen, während sie selbst stundenweise „Zeitehen“ mit Prostituierten eingehen. Nach offiziellen Volkszählungen sind fast 100 Prozent der Iraner Muslime, darunter weniger als 10 Prozent Sunniten. In Wahrheit haben die Menschen bereits massenweise ihren Glauben an den Islam verloren.

Diskriminierung von Christen

Die Ausbreitung religiöser Minderheiten wird im Iran konsequent bekämpft. Christliche und jüdische Minderheiten, die ihren Glauben „frei“ praktizieren und sogar Alkohol ausschenken und ihre heiligen Schriften besitzen dürfen, werden regelmäßig als Kronzeugen für eine vermeintliche Religionsfreiheit angeführt. Allerdings betrifft dies nur alteingesessene, nicht-persische Gemeinden, denen es strikt untersagt ist, ihren Glauben mit Muslimen zu teilen. Der Besitz einer persischen Bibel ist verboten. Die christlichen Gemeinden lesen die Texte auf Armenisch oder Assyrisch.

Drei Christen sitzen als symbolische Figuren im Parlament. Abgesehen von diesen dreien dürfen Christen aber keine öffentlichen Ämter bekleiden. Gleichzeitig gehen ernstzunehmende Schätzungen davon aus, dass der Iran derzeit das größte Gemeindewachstum weltweit erlebt. Die Untergrundkirche führt natürlich keine Mitgliederliste, aber sie blüht wie nie zuvor. Menschen riskieren zu Abertausenden ihr Leben und das ihrer Familien, um ewiges Leben in Jesus zu finden. Auch und nicht zuletzt deswegen scheinen die Tage des Mullahregimes gezählt.

Von: Carmen Shamsianpur

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