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Zehn Jahre nach dem Angriff

Vor zehn Jahren wurde eine im Bau befindliche Atomanlage in Syrien bombardiert. Bis heute hat sich niemand offiziell dazu bekannt. Ein israelischer Journalist stellt sich die Frage, was ohne diesen Angriff geschehen wäre.
Die Fotos zeigen die Anlage in Syrien vor und nach dem Luftangriff

„Ein Jahrzehnt des Mysteriums ist vergangen“, schreibt der Journalist Jochai Ofer in der israelischen Tageszeitung „Ma’ariv“. Er befasst sich mit dem Angriff auf eine geheime syrische Atomanlage am 6. September 2007. Die Verantwortung hat bis heute niemand übernommen. „Gemäß ausländischen Quellen“ habe Israel den Luftangriff verübt, ergänzt der Autor. Diese Formulierung verwenden israelische Journalisten, wenn sie einen Aspekt erwähnen, der nicht von der Militärzensur in ihrem Land freigegeben wurde. Zu diesen „ausländischen Quellen“ zählt das Internetlexikon „Wikipedia“. Es hat einen Eintrag zur „Operation Orchard“, bei der vier israelische Kampfflugzeuge den Angriff geflogen hätten.

Ofer geht in seiner Analyse auf die großen Veränderungen ein, die der Nahe Osten in den vergangenen zehn Jahren durchgemacht hat. Zum Zeitpunkt des Angriffes sei Syrien deutlich stärker gewesen als heute. „Wer damals die Bombe abgeworfen hat, der hat ein großes Risiko auf sich genommen“, folgert er. Dieses Risiko hat sich aus seiner Sicht gelohnt. Denn „was wäre geschehen, wenn der Reaktor bis heute aktiv geblieben wäre und in die Herrschaft der Organisation Islamischer Staat gelangt wäre?“, fragt er rhetorisch.

Dabei geht der Journalist auf einen anderen interessanten Aspekt ein: Der im Bau befindliche Atomreaktor „Al-Kibar“ lag in der Region von Dir e-Sor am linken Ufer des Euphrat. Dieser Ort sei durch Zufall in den vergangenen Wochen in die Schlagzeilen zurückgekehrt, merkt er an. Die syrische Armee habe dort eine bedeutsame Errungenschaft gemacht, indem sie einen Belagerungsring des IS im Nordosten aufbrechen konnte. Noch sei unklar, ob die Region ganz oder teilweise befreit wurde, aber für die Truppen von Baschar al-Assad sei es ein Fortschritt.

Spekulation über Angriff im Iran

In seinem hebräischen Artikel verweist Ofer auf ein Interview, das die Tageszeitung „Ha’aretz“ unlängst mit dem scheidenden israelischen Luftwaffenchef Amir Eschel führte. Er hatte gesagt, dass Israel in seiner fünfjährigen Amtszeit viele Angriffe auf Waffenkonvois verübt habe, die für die Hisbollah im Libanon und andere Terrorvereinigungen bestimmt gewesen seien. Derlei Aktionen geschähen unterhalb des Radars und seien große Errungenschaften. Nicht weniger bedeutsam sei es, dass Israel trotz dieser Aktionen nicht in einen Krieg hineingezogen worden sei.

Daraus folgt für den Autor, dass israelische Interessen gewahrt werden. Die geheimen Operationen sendeten nach Ansicht des Sicherheitsapparates eine Botschaft aus. „Jede Vereitlung von Schmuggel bewegt Vertreter auf der anderen Seite dazu, noch einmal nachzudenken.“ Dies führt den Journalisten zu einem weiteren Schluss: „Wenn Israel vor einem Jahrzehnt so gehandelt hätte, wie es in ausländischen Veröffentlichungen behauptet wird, und auch jetzt unzählige Male so handelt, wie es derjenige erzählt, der Kommandeur der Luftwaffe war, dann kommt die Frage nach einem möglichen Angriff auf die Atomanlagen im Iran auf.“

Dabei ist dem Autor klar, dass es sich hier um eine „völlig andere Geschichte“ handeln würde. Der Angriff auf die syrische Atomanlage sei ein Einzelfall gewesen. Im Iran gebe es hingegen eine Reihe von Anlagen, teilweise äußerst geheim und in einem fortgeschrittenen Stadium. „Deshalb wird eine Aktion gegen das Programm des iranischen Regimes, wenn sie eines Tages relevant werden sollte, offensichtlich um ein Vielfaches komplizierter und schwerer sein“, folgert der „Ma’ariv“-Autor.

Von: eh

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