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Analyse: Was treibt die Täter an?

Seit knapp einem Monat erlebt Israel eine Welle der Gewalt. Dahinter steckt nicht die Perspektivlosigkeit der Palästinenser, wie manch gelehrte Untersuchung meint, sondern schlicht Hetze.
Messerangriffe auf Juden gehören in diesen Wochen zum Alltag in Israel
Zu den Klassikern des europäischen Feuilletons gehört die „Erklärung“, dass Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, der stockende Friedensprozess und die Siedlungspolitik die Ursache für die Welle der Messerstecher-Angriffe seien. Das passt jedoch nicht zu den Angriffen von Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren. Die dürften kaum zu hochschwingenden politischen Analysen fähig sein. Auch die Theorie, dass die Palästinenser keine „Perspektive“ hätten und wegen „Unterdrückung“, „Frustration“ oder „Armut“ losschlügen, scheitert am Profil mancher Attentäter.

Ein Playboy als Terrorist

Man nehme zum Beispiel Muhannad Halabi: Er war Jurastudent, ehe er in Jerusalems Altstadt am 3. Oktober zwei Juden ermordete. Der Vater ist Unternehmer und die Familie besitzt ein geräumiges großes Haus. Oder Fadi Allun. Der 19-Jährige galt als einer der bestaussehenden jungen Männer Jerusalems. Der „Playboy“ liebte es nach Angaben seiner Familie, in die israelischen Shoppingmalls zu gehen und in Filialen von Nobelmarken wie „Zara“, „Renuar“ oder „Castro“ seine Kleidung zu kaufen. Mit seiner schicken Sonnenbrille und italienischer Designerkleidung ähnelte er eher einem italienischen Dressman als dem Durchschnittsterroristen. Auch er hatte unbeschränkten Zugang zum Internet, ehe er am Damaskustor der Jerusalemer Altstadt auf einen 15-jährigen Israeli einstach und daraufhin erschossen wurde. Schuruk Dwejat, eine 18-jährige Studentin aus dem Jerusalemer Stadtteil Sur Baher, hat an der Universität Bethlehem Geschichte und Geografie studiert. Sie ist viermal pro Woche zur Universität und zurück gefahren, ohne unterwegs jemals kontrolliert worden zu sein. Auf ihren Selfies in den Social Media zeigte sie sich als glückliche junge Frau. Am Morgen, ehe sie auf einen Israeli einstach, kündigte sie auf Facebook an, „Märtyrerin“ werden zu wollen. Ihre Mutter solle nicht weinen, sondern Fernsehen schauen, um zu erfahren, was mit ihr passiere. Schwer verletzt wird sie jetzt auf Kosten des israelischen Steuerzahlers im Hadassah-Krankenhaus wieder gesund gepflegt. Der Techniker, der mit seinem Auto eine Bushaltestelle rammte und dann den Schädel eines Rabbiners mit einem Fleischermesser zerhackte, war mit einem Firmenwagen der Telefongesellschaft „Besek“ unterwegs. Er hatte also ein gesichertes Einkommen bei einem großen israelischen Arbeitgeber. Sein Nachname, Abu Dschamal, und sein Heimatdorf Dschabel Mukaber sind allerdings bekannt. Seine Cousins, bei der Supermarktkette „Rami Levy“ beschäftigt, hatten im November 2014 die Synagoge im Jerusalemer Viertel Har Nof attackiert. Auffällig ist, dass die meisten Attentäter über einen israelischen Ausweis verfügen, was ihnen Freizügigkeit im ganzen Land erlaubt. Das gilt auch für den 21-jährigen Muhand al-Okbi, den Attentäter vom Busbahnhof in Be‘er Scheva. Er war Beduine aus dem Dorf Hura im Negev – also Israeli. Er hatte einen guten Job bei den Phosphatwerken am Toten Meer. Nur bei den Terroristen, die auf das Auto der Familie Henkin schossen und die Eltern vor den Augen der Kinder töteten, ist die Rede von einem wohlorganisierten Anschlag, finanziert und gelenkt von der radikal-islamischen Hamas. Der israelische Geheimdienst Schabak konnte in dem Fall innerhalb von zwei Tagen gleich fünf Mitglieder der Zelle in Nablus verhaften, darunter den Drahtzieher.

Terror für die Kamera

Das ungewöhnlich junge Alter vieler Attentäter lässt den Schluss zu, dass hier die Gehirnwäsche in den arabischen Schulen wirkt. Die von der Europäischen Union finanzierten Schulbücher in den palästinensischen Gebieten sowie in Jerusalemer Schulen lehren die Kinder einen abgrundtiefen Hass auf Juden und verleugnen die Existenz Israels. Eine gewisse Rolle spielen auch soziale Netzwerke wie Facebook. Die Masche, ein „Like“ zu erhalten, dürfte gerade Jugendliche animieren, populäre Helden zu werden und posthum noch viele „Likes“ einzusammeln. Ein bisher kaum untersuchtes Phänomen ist die Allgegenwart von Sicherheitskameras und Smartphones. Das hat zur Folge, dass viele Anschläge live gefilmt und später angeschaut werden können. Für die Attentäter bedeutet das augenblicklichen Ruhm, während andere animiert werden könnten, die Taten nachzuahmen. Die Möglichkeit, Anschläge in ihrem Verlauf „mitzuerleben“ und nicht nur im Nachhinein zu sehen, wie die Opfer abtransportiert werden, ist wohl die „neue Qualität“ der derzeitigen Terrorwelle. Auffällig ist auch, dass sich die palästinensische Bevölkerung weder in Israel und Jerusalem, noch im Westjordanland oder Gazastreifen, an den Vorfällen aktiv beteiligt. Im Gegenteil. Händler und sogar arabische Politiker beklagen sich über das Ausbleiben jüdischer Touristen.

Muss Al-Aksa gerettet werden?

Mit dem Schlachtruf „Rettet Al-Aksa“ behaupten die Palästinenser seit etwa einem Jahr, dass „Siedler“ ihr Heiligtum stürmen würden und dass Israel den „Status quo“ auf dem Tempelberg ändern wolle. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas und andere palästinensische Politiker betonen immer wieder, das sei der Hauptgrund für die Anschläge. Als „Reaktion“ auf diese vermutete Gefahr verschanzten sich Jugendliche, mit Feuerwerkskörpern und Steinen „bewaffnet“, in der Al-Aksa-Moschee, um am Ende sogar französische und japanische Touristen mit Steinen zu bewerfen und auf dem Berg stationierte israelische Polizisten anzugreifen. Wer hier „Schuld“ trägt, und was hier ein gezieltes Anheizen der Stimmung ist, um einen „Religionskrieg“ zu provozieren, sollte man wohl den Historikern überlassen. Tatsache ist, dass seit 1967 „Ungläubige“ die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt besuchen dürfen, und dass die Muslime bis zum Jahr 2000 dafür auch Eintrittsgelder erhoben. Der „Kampf um das Heiligtum“ ist seit 1929 immer wieder ein außerordentlich wirksamer Kampfaufruf gewesen, um Moslems zu mörderischen Pogromen zu animieren. Erst ging es gegen Christen, und dann auch gegen Juden. Vielleicht treibt dieser Schlachtruf auch Teenager als „einsame Wölfe“ zum Messer, um gegen Juden vorzugehen. Immerhin hat der 13 Jahre alte Ahmed Manasra im Hadassa-Krankenhaus beim Verhör gestanden: „Ich war mit meinem Cousin (dem 15-jährigen Hassan) unterwegs und habe selber niemanden erstochen. Ich habe ihn sogar angefleht, es nicht zu tun. Ich wollte das alles nicht durchmachen, obgleich wir unser Haus mit der Absicht verlassen hatten, Juden abzustechen. Mein Cousin überzeugte mich, mitzukommen. Ich hatte einfach nur Angst.“ Dennoch trug auch der 13-jährige Manasra offen sein Messer in der Hand, wie auf den Filmaufnahmen deutlich zu sehen ist. Sein Cousin wollte jedenfalls Juden wegen des vermeintlichen Verstoßes gegen des „Status quo“ auf dem Tempelberg umbringen. (uws)

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