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Jekkes und Templer

Im Jerusalemer Konrad-Adenauer-Zentrum ist im Beisein des scheidenden Botschafters Harald Kindermann das neue Buch von Gil Jaron "Jekkes und Templer - Deutsche Spuren in einer israelischen Metropole" vorgestellt worden. Das Buch wurde von der deutschen Botschaft in Tel Aviv herausgegeben. Es beschreibt mit Texten und historischen Bildern das Leben in den deutschen Kolonien der Templer und die Kultur der aus Deutschland eingewanderten Juden.

In seiner Einführung sagte der Botschafter, dass ihn die Behauptungen, Israel wünsche keinen Frieden, sehr irritierten. Ausgerechnet die aus Deutschland geflohenen und vertriebenen Juden hätten nach dem "schlimmsten Trauma des vergangenen Jahrhunderts" gezeigt, wie sehr sie an einem Frieden hängen. Von jenen nach Palästina/Israel ausgewanderten Juden sei die Initiative ausgegangen, ausgerechnet mit Deutschland und den Deutschen Frieden zu schließen. Deshalb seien die Beziehungen zwischen beiden Ländern so gut.

Gil Jaron benutzte in seiner Einführung eine Vitrine aus der Biedermeierzeit als Leitmotiv für die eigene Spurensuche als Kind einer deutsch-jüdisch-israelischen Familie, die einerseits rechtzeitig aus Deutschland nach Haifa entkam, nach dem Krieg aber wieder nach Deutschland zurückging und heute wieder in Israel lebt. Er schilderte, wie die mehrfachen Umzüge der hölzernen Vitrine seines Großvaters von Deutschland ins feuchtheiße Klima Israels und wieder zurück ins gemäßigte Deutschland und erneut nach Israel das Holz des Möbelstücks dehnen und schrumpfen ließen. Jaron erzählte, dass viele seiner Familienangehörigen im Holocaust ermordet wurden. Gleichwohl hätten diese deutschen Juden niemals ihre Liebe zu Deutschland und zu ihrer mitgebrachten Kultur verloren.

Das Buch entstand auf Initiative des Botschafters Kindermann, unter anderem, weil in diesem Jahr die "Jekkes", die aus Deutschland eingewanderten Juden in Israel, ihr 75-jähriges Jubiläum feiern und darum bemüht sind, ihren eigenen kulturellen Einfluss auf Israel hervorzuheben. Eher problematisch ist hingegen die Geschichte der Templer, jener deutschen Christen, die mit der Einführung moderner Industrie, Landwirtschaft und im eigenen Stil gebauter "deutscher Kolonien" eine entscheidende Rolle für den Aufbau des Landes durch die Zionisten spielten. Doch wurden sie ab 1933 fast ausnahmslos zu begeisterten Nazis. Das Credo der Pietisten lautete ab 1935: "Blut, Boden, Rasse als gottgeschenkte Wirklichkeiten". Mit Hakenkreuzfahnen feierte die Hitlerjugend in Sarona (heute Tel Aviv) den Tag der Arbeit. Im Juli wurden die meisten Deutschen aus Palästina von den Briten mit der "Queen Elisabeth" nach Australien deportiert. Der letzte Deutsche verließ am 20. April 1948 das Land. 1952 zahlte der Staat Israel "Wiedergutmachung" für die inzwischen beschlagnahmten Häuser der Templer.

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