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Reue und Gedenken an das Hebron-Massaker von 1929

"Mit Schmerz und Scham gestehen wir, dass die Offiziere der britischen Verwaltung ihre Pflicht, die jüdischen Bürger Hebrons während des arabischen Aufstands von 1929 zu schützen, vernachlässigt haben. Vater, vergib uns - bitten wir!" - Mit diesen Worten einer Gedenktafel bat eine Gruppe von 30 Christen aus Großbritannien am 7. September 2009 das jüdische Volk um Vergebung. Dieser Tag war nach jüdischer Zeitrechnung der 18. Elul 5769 - der 80. Jahrestag des Pogroms von Hebron, bei dem im August 1929 die bis dato älteste jüdische Gemeinde der Welt ausgelöscht wurde.

Nach Auseinandersetzungen um Rechte der Juden, an der Westmauer zu beten, hatte der Jerusalemer Großmufti Hadsch Amin al-Husseini die Juden beschuldigt, die Moscheen auf dem Tempelberg und andere heilige Stätten des Islam zu gefährden. Am Freitag, dem 23. August 1929, griffen aufgehetzte Araber in Jerusalem, Motza, Hebron, Safed, Jaffa und anderen Teilen des Landes ihre jüdischen Mitbürger an. Sieben Tage dauerten die jüdisch-arabischen Unruhen im britischen Mandatsgebiet Palästina. In Jerusalem, Tel Aviv und Haifa wehrten sich die Juden. Insgesamt wurden 133 Juden ermordet und mehr als 300 verwundet. In Safed gab es 18 Tote. In Hebron wurden 67 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet.

Unter den Toten war auch Elieser Dan Slonim, Direktor der English-Palestine-Bank und einziges jüdisches Mitglied des Stadtrats von Hebron. Obwohl er viele arabische Freunde hatte, die versprochen hatten, ihn zu beschützen, wurden in Slonims Haus 22 Menschen ermordet, auch seine Frau und ihre beiden kleinen Kinder.

Ende der jüdischen Besiedlung nach 3.000 Jahren

Viele Hebroner Juden wurden von ihren arabischen Nachbarn versteckt und gerettet. Die britische Mandatsmacht evakuierte alle überlebenden Juden Hebrons nach Jerusalem. So fand die 3.000-jährige Besiedlung Hebrons durch jüdische Menschen im August 1929 ihr Ende. Einige jüdische Familien bemühten sich Anfang der 1930er Jahre um eine Rückkehr nach Hebron, wurden aber 1936 zu Beginn weiterer arabischer Aufstände von den Briten erneut evakuiert. Erst nach dem Sechstagekrieg im Juni 1967 kehrten israelische Juden nach Hebron zurück.

Eine offizielle, staatliche Gedenkfeier auf dem alten jüdischen Friedhof verlief in der traditionell angespannten Atmosphäre der Hebroner Altstadt ohne Zwischenfälle. Jüdischen Extremisten wie Baruch Marsel oder Itamar Ben-Gvir wurde von Beamten des israelischen Inlandsgeheimdienstes jede Provokation unmöglich gemacht. Weiträumig war das Gelände von Sicherheitskräften abgesperrt.

Überlebende und Augenzeugen des Massakers, die teilweise ihre ganze Familie in dem Pogrom vor 80 Jahren verloren hatten, berichteten von ihren Eindrücken. Knesset-Sprecher Reuven Rivlin sah, wie viele der Anwesenden, eine direkte Verbindung zwischen den Ereignissen im britischen Mandatsgebiet Palästina und dem heutigen palästinensisch-israelischen Konflikt: „Den Mördern sagen wir: Einmal habt ihr gemordet und das Land dadurch erobert. Heute werdet ihr das Land nicht bekommen, auch wenn ihr mordet!“

„Zerstörung Hebrons baut nicht Jerusalem“

Einem Friedensprozess, der eine Räumung der israelischen Häuser in der Väterstadt Hebron vorsieht, erklärte der Vorsitzende des israelischen Parlaments eine Absage: „Wer denkt, die Zerstörung Hebrons baue Jerusalem, hat überhaupt nichts gelernt! Wer meint, durch die Räumung von Siedlungen die Existenz von Tel Aviv sichern zu können, oder denkt, durch ein Einfrieren des Siedlungsbaus könnten wir uns eine internationale Anerkennung unseres Rechtes auf dieses Land verdienen, irrt!“

Der Brite Roy Thurley hatte zuvor die Untätigkeit der damaligen britischen Verwaltung beklagt und eine Mitverantwortung Großbritanniens an dem Massaker konstatiert. Der Mitinitiator der Initiative „Love Never Fails“ („Liebe versagt nie“), der Filmemacher Hugh Kitson, hatte seinen Film „The Forsaken Promise“ („Das gebrochene Versprechen“) vorgestellt, in dem er die britisch-israelische Geschichte in der Zeit vor der Gründung des Staates Israel darstellt. Die britische Mandatsmacht ist, so die Aussage des Films, ihrer Verpflichtung zur Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina in keiner Weise nachgekommen.

„Love Never Fails“ ist ein Zusammenschluss von mehr als 20 christlichen Pro-Israel-Organisationen in Großbritannien, die nach eigenen Angaben etwa 30.000 Christen vertreten. Der Dachverband wurde 1998 ins Leben gerufen, um die Reue über 2.000 Jahre christlichen Antisemitismus zum Ausdruck zu bringen. Die Initiatoren von „Love Never Fails“ bemühen sich neuerdings, Ereignisse aus der britischen Mandatszeit aufzuarbeiten. Im Jahr 2005 wurde eine Gedenktafel am Ort des ehemaligen britischen Internierungslagers Atlit bei Haifa angebracht.

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