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Nach Eklat bei Wirtschaftsgipfel: Erdogan in Istanbul umjubelt empfangen

Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos ist es am Donnerstag zu einem Eklat gekommen: Während einer Diskussion mit Israels Staatspräsident Schimon Peres über die Offensive im Gazastreifen verließ der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan wutentbrannt den Saal. Er hatte Peres des Mordes beschuldigt. In Istanbul wurde er am Freitag wie ein Held empfangen.

Einem Bericht der Tageszeitung „Jediot Aharonot“ zufolge hatte Peres den Einsatz der israelischen Armee gegen den Terror leidenschaftlich verteidigt. Dabei fragte er Erdogan direkt: „Was würden Sie tun, wenn Sie in Istanbul jede Nacht 100 Raketen ertragen müssten?“ Der türkische Regierungschef antwortete sichtlich verärgert: „Präsident Peres, Sie sind älter als ich. Vielleicht fühlen Sie sich schuldig und sind deshalb so hart in Ihrer Wortwahl. Sie haben Leute getötet. Ich erinnere mich an die Kinder, die an den Stränden starben.“

Erdogan zweifelt an Rückkehr zu Konferenz in der Schweiz

Erdogan sagte: „Ich denke nicht, dass ich nach Davos zurückkehre, weil Sie mich nicht sprechen lassen.“ Man habe ihm keine Zeit für eine Antwort gelassen. Nach einem Disput mit dem Moderator der Veranstaltung stand er auf und verließ den Konferenzraum. Als er am Flughafen von Istanbul eintraf, hatten sich Tausende Türken vor dem Gebäude versammelt. Einige schwenkten türkische und palästinensische Fahnen. Mit Transparenten bekundeten sie ihre Wertschätzung gegenüber dem Protest ihres Regierungschefs.

In seiner Ansprache auf dem Weltwirtschaftsgipfel hatte Erdogan den neuen US-Präsidenten Barack Obama aufgefordert, seine Definition von Terror und terroristischen Organisationen m Nahen Osten zu überdenken. „Auf Grundlage dieser Definition muss eine neue amerikanische Politik im Nahen Osten entfaltet werden.“ Offenbar bezog er sich damit auf die Haltung der USA gegenüber der Hamas und der Hisbollah, schreibt die Tageszeitung „Ha´aretz“.

Der Präsident der Arabischen Liga, Amr Mussa, äußerte Verständnis für das Handeln des türkischen Premierministers: „Herr Erdogan hat gesagt, was er sagen wollte, und ist dann gegangen. Das ist alles. Er hatte Recht.“ Zu Israel meinte er: „Sie hören nicht zu.“

Der frühere norwegische Regierungschef Kjell Magne Bondevik sagte: „Ich kenne Schimon Peres schon viele Jahre, und ich kenne auch Erdogan. Ich habe Schimon Peres noch nie so leidenschaftlich gesehen wie heute. Ich denke, er fühlte, dass Israel von so vielen in der internationalen Gemeinschaft angegriffen wurde. Er fühlte sich isoliert. Ich war sehr traurig, dass Erdogan ging. Das war ein Ausdruck dafür, wie schwierig die Lage ist.“

Türkische Nachrichtenagentur: Peres bat um Entschuldigung

Laut der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur „Anatolian“ bat Peres später um Entschuldigung. „Es tut mir sehr Leid, was geschehen ist“, habe er in einem Telefongespräch gesagt. „Freunde können manchmal untereinander Streit haben. Ich hatte immer großen Respekt vor der türkischen Republik und vor Ihnen als Premierminister gehabt. Ich sehe mich als Freund der Türkei und von Premier Erdogan.“

Die Türkei hatte Israel bereits in den vergangenen Wochen wegen der Operation „Gegossenes Blei“ im Gazastreifen scharf kritisiert. So forderte Erdogan unter anderem den Ausschluss des jüdischen Staates aus den Vereinten Nationen. Zudem hatte er angekündigt: „Ein Fluch Gottes wird Israel heimsuchen.“ Der jüdische Staat werde sich selbst zerstören.“ Diese Äußerungen stießen auf Kritik, etwa bei den CDU-Politikern Philipp Mißfelder und Eckart von Klaeden.

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