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„Alles nur Theater“

„Eine Ernennung von Abu Mazen zum palästinensischen Premierminister ist reines Theater. Selbst wenn es zu einer Amtseinsetzung kommt, wird das keine Auswirkungen auf unsere Situation haben.“ Diese Einschätzung stammt nicht etwa von einem unfriedlichen Israeli, der im Friedensprozeß zwischen seinem Land und den Palästinensern jeden augenscheinlich guten Schritt unmißverständlich ablehnt. Nein, diese Beurteilung stammt von einem Palästinenser, der mit seiner Familie im Zentrum der Autonomiestadt Bethlehem wohnt.

Seine Äußerung, die doch allzu deutlich allen offiziellen Verlautbarungen der internationalen Politiker entgegensteht, ist unter der palästinensischen Bevölkerung längst keine Ausnahmemeinung mehr. Immer mehr Palästinenser zweifeln daran, daß die euphorischen Gedanken der europäischen oder amerikanischen Politikerelite Bewegung in die Machtverhältnisse der Palästinensischen Autonomiebehörde bringen könnten.

Wie so häufig hören Politiker nicht auf die Ansichten des „kleinen Mannes“. Auch in diesem Fall tut das keiner, weder Fischer, noch Blair, weder Bush noch Aznar. Da mögen auch Telefonanrufe aus den Außenministerien bei Arafat eingehen, er möge doch Abu Mazen unterstützen und so Reformwillen kundtun. Solche Bitten fallen auf verkrusteten Boden. Selbst in den Kreisen um den Palästinenserführer glaubt keiner mehr an eine gütliche Lösung zwischen Arafat und Abu Mazen.

Längst hat der alte PLO-Kämpfer und Palästinenserführer Yasser Arafat das Regentenzepter wie ein Diktator an sich gekrallt. Lange Zeit kontrollierte er allein die Finanzen seiner Autonomiebehörde – und stellte sicher, daß Millionen auf seinen Konten landen.

Längst fördert er allein den Terror gegen Israel – und stellt sicher, daß Attentäter und seine bewaffneten Milizen für die Ausführung seines Willens gut entlohnt werden. Längst stellt sich Arafat gegen bedeutsame Einschnitte in dem Regentensystem, das er sich in den vergangenen Jahrzehnten mühsam und klug aufgebaut hat – und stellt sicher, daß auch aus seinen eigenen Reihen keiner nach der Macht oder nur einem Teil seiner Macht die Hände ausstreckt.

Die Geschichte um Abu Mazens Einsetzung als palästinensischer Premier zeigt nicht nur Arafats Machtgier. Sie zeigt auch, daß trotz enormer Kraftanstrengung seitens der USA, der Europäischen Union und selbst arabischer Staaten wie Ägypten keine Bewegung in einen Friedensprozeß im Nahen Osten kommen kann, solange der 73jährige Arafat die palästinensischen Geschicke von einem Tief ins nächste lenkt.

Das Fatale ist nur: Kein internationaler Politiker zieht die Konsequenzen aus den Machenschaften, die Arafat beinahe täglich vor aller Augen aufführt. Sie alle halten an dem von vielen als „Freiheitskämpfer“ bewunderten PLO-Chef fest – und wagen es höchstens, den Mann in seinem Hauptquartier in Ramallah durch ein Telefonat zu stören. Einzig Israel greift zu drastischeren Mitteln, rückt mit Panzern und Planierraupen an. Doch derartige Feldzüge werden mit einem lauten Aufschrei und der Isolation Israels auf politischer Ebene quittiert.

Solange Arafat auf dem Thron sitzt, wird es nicht nur im Friedensprozeß kein Vorankommen geben. Vielleicht noch tragischer sind die Auswirkungen der Arafat‘ schen Regentschaft auf sein Volk. Denn durch Aufführungen im Theater ist noch keiner satt geworden.

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