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Hintergrund: Der Streit ums kostbare Naß

Seit sich die Hirten des Erzvaters Abraham mit den Knechten seines Neffen Lot geprügelt haben wird im Nahen Osten ums Wasser gekämpft. Das hat sich bis heute nicht geändert. Gerade im Quellgebiet des Jordan sind die Narben des Krieges ums Wasser in der Landschaft weithin sichtbar.

Seit Monaten kann man vom Alawitendorf Ghadschar im äußersten Norden Israels aus beobachten, wie sich libanesische Arbeiter in der tiefen Schlucht des Hatzbani zu schaffen machen. Bereits im März 2001 hatten die Libanesen Rohre verlegt, um Wasser aus den Wazzani-Quellen abzuleiten. Diesmal könnte, nach dem Durchmesser der Rohre (40 cm) zu schließen, viermal so viel Wasser abgezweigt werden. Eine Schätzung geht von mehr als dreieinhalb Millionen Kubikmeter aus. Mindestens vierzig Dörfer im Südlibanon sollen mit dem Wasser aus den Wazzani-Quellen versorgt werden. Im Unterschied zu früheren vergleichbaren Projekten handeln die Libanesen diesmal ohne jede Absprache mit Israel.

Israel geht es weniger um die Wassermenge, als ums Prinzip und um die Frage, wieviel Wasser der nördliche Nachbar bei künftigen Projekten vom Hauptzufluß des Jordan abzweigen könnte. Uri Sagi, Vorsitzender der israelischen Wassergesellschaft Mekorot, befürchtet, daß die Libanesen langfristig bis zu 50 Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Hatzbani ableiten wollen. Das entspricht der Menge, die Israel jedes Jahr an Jordanien abtreten muß.

Außerdem hat schon die momentan relativ geringe Wassermenge, die von den Libanesen abgepumpt wird, sichtbare Auswirkungen auf die Umwelt. Wasserläufe, wie beispielsweise der Tanur-Wasserfall bei Metulla, die sonst das ganze Jahr über Wasser führen, waren in diesem Sommer trocken. Dies wiederum hat direkte Auswirkungen auf den Tourismus, der für eine ganze Reihe von nordisraelischen Gemeinden eine entscheidende Einnahmequelle darstellt.

Wasserexperten bemängeln derweil, daß das Wasser des Litani-Flusses, der wenige Kilometer nördlich von der israelischen Grenze von Osten nach Westen verläuft, das Problem für den Südlibanon lösen könnte, aber ungenutzt ins Mittelmeer fließt.

Nach internationalem Recht hat Israel, in dessen Territorium der Hatzbani fließt, ein Mitspracherecht bei der Wassernutzung. In Israel fragt man sich, wie es zu verstehen ist, daß jahrzehntealte, ungeschriebene Vereinbarungen plötzlich gebrochen werden. Aus israelischen Militärkreisen ist zu hören, man hoffe auf eine stillschweigende Übereinkunft zur Lösung der Krise. Hinter den Kulissen bemühen sich die Amerikaner um eine diplomatische Lösung.

Aber die aggressiven Äußerungen aus Beirut sind wenig ermutigend. Die Libanesen lehnen eine Vermittlung der USA ab und fordern das Engagement der Vereinten Nationen, die sich gerade in dieser Gegend als zahnloser Tiger erwiesen hat. Täglich kommt es zu Zwischenfällen an der libanesischen Grenze. Artilleriegeschosse und Raketen fallen immer wieder auf israelisches Territorium. Tausende Raketen der radikal-islamischen Hisbollah sind auf die Wohngebiete in Nordisrael gerichtet und die Iran-hörigen Islamisten machen kein Hehl daraus, daß sie ihr Arsenal gegen den Judenstaat anzuwenden gedenken. Pessimistisch bezeichnet Israels Außenminister Shimon Peres die Hisbollah als „Kraft, die alles zu zerstören sucht“.

Sollte keine diplomatische Lösung erreicht werden, sieht man in Israel nur eine militärische Lösung des Problems. Nicht nur im Südlibanon wurde der Rückzug der israelischen Armee im Mai 2000 als Sieg der islamischen Widerstandskämpfer gefeiert. Deshalb darf sich Israel einseitige Aktionen der libanesischen Regierung auf keinen Fall gefallen lassen, wenn es nicht als „Schwächling“ dastehen und dadurch weitere Provokationen herausfordern will.

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