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Kommentar: Achtung, Atombombe

Braucht der Iran eine Atombombe? Keinesfalls, sagt die israelische Regierung. Seit Jahren kämpft Israel entschlossen gegen das Atomprogramm der Mullahs in Teheran. Der neue Präsident Hassan Rohani winkt der Welt mit Kompromissen. Israels Premier winkt mit dem Knüppel.
Ehrliche Geste oder taktisches Manöver? Rohani steht jedenfalls für einen freundlicheren Iran.

Braucht Deutschland eine Atombombe? Nicht wirklich, werden viele sagen. „Peter Scholl-Latour jedenfalls ist dafür“, notierte 2007 der „Tagesspiegel“. Scholl-Latour sprach vom politischen Gewicht des wiedervereinigten Deutschlands. Er forderte die Atombombe, denn: „Nur nationale Verfügbarkeit von Atomwaffen bietet Schutz“. Anders gesagt: Wer die Bombe hat, spielt in der Oberliga der Großmächte mit und macht sich darüber hinaus im weitesten Sinne militärisch unangreifbar.

Atombewaffnetes Asien

Indien, Pakistan, Nordkorea und China gehören zu den Atommächten. Experten sehen in der „islamischen Bombe“ der Pakistani eine Bedrohung für Indien und die Nachbarstaaten. Die Frage ist, was dort nach einer Machtübernahme radikaler Muslime passiert. Genau besehen ist diese „islamische Bombe“ eine „sunnitische“, von Saudi-Arabien für Pakistan finanziert. Ein innerislamisches Gegengewicht wäre demnach eine „schiitische“ Atombombe, eben die in den Händen Teherans.
Seit Jahren beschäftigen sich Europa und die USA mit der vermutlich noch nicht produzierten iranischen Bombe. Das Verhalten des Mullah-Regimes, erst recht unter der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinedschads, lässt seit Jahren Zweifel aufkommen, ob die Forschung und der Aufbau entsprechender Anlagen allein friedlicher Energienutzung dient. Ahmadinedschad sprach nicht direkt vom Krieg, aber viele seine Sprüche gegen Israel ließen sich so verstehen, als sei der jüdische Staat direkt bedroht. Vor Zeiten habe ich in Israel den Spruch gehört: „Wenn jemand hinter dir steht und sagt ‚Ich bring‘ dich um!‘, dann glaub‘ es ihm!“ Deshalb werden Israels Politiker und Militärs genau hinsehen und hinhören, was im Iran gesagt wird und was dort geschieht.

Kompromissbereiter Iran

Vielleicht sollte hier ein dickes Fragezeichen stehen. Unter dem neuen Präsidenten Rohani hat sich der Wind gedreht, die Wortwahl geändert. Das begann mit guten Wünschen zum jüdischen Neujahrsfest Anfang September. Dem folgte die Bereitschaft zu neuen Verhandlungen. Auf alle Fälle kommen jetzt die Fragezeichen. Leidet der Iran etwa unter den UN-Sanktionen und ist „weich“ worden? Ist es ein Sinneswandel der Perser, die als altes Kulturvolk politische Dummheit nicht gepachtet haben? Oder ist das ein taktisches Manöver, um den Westen und Israel auszutricksen?
Unter der Führung Obamas hat sich die Staatengemeinschaft mit den Iranern wieder an einen Tisch gesetzt. Der Iran beharrt auf dem Recht der friedlichen Nutzung der Kernenergie und ist bereit, die Urananreicherung bei 20 Prozent zu begrenzen. Das wäre das Aus für die Bombe. Freilich, angesichts nicht kalkulierbarer Entwicklungen in Pakistan könnte der Wunsch nach der „schiitischen“ Bombe bleiben. Sollte es die geben, wird sich Saudi-Arabien atomar bewaffnen und die Türkei wird folgen. Eine Kettenreaktion. Der Wille, in der politischen Oberliga mitzuspielen, ist eine große Versuchung. Vielleicht führen die Verhandlungen mit dem Iran zu mehr Stabilität vor Israels Haustür. Prüfstein werden nicht Worte aus Teheran sein, sondern Taten. Doch Israels Premier Netanjahu würde nichts verlieren, wenn er das gegenwärtige Tauwetter nicht mit Eisbrocken torpedierte. Israel wird sich ohnehin auf alle, wirklich alle, Eventualitäten vorbereiten und wehrhaft sein. Ganz zu schweigen von jenen Waffen, die unter dem Wüstensand bereit liegen. Netanjahu würde im Moment gewinnen, wenn er mit dem Westen das iranische Vertragsangebot abklopft. Die harschen Sprüche aus Jerusalem kommen in der Welt nicht gut an. Sie sind aktuell auch nicht nötig. Ein Zeitfenster ist offen, wo trotz kalendarischem Winter ein laues Lüftchen weht. Vielleicht ist es eine trügerische Hoffnung und sie ist wertlos wie das „Haschen nach Wind“. Vielleicht wird am Ende Netanjahu Recht behalten, der lautstark warnt: „Achtung: Atombombe!“ Aber eben nur vielleicht.

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