JERUSALEM (inn) – Ein Stein der Klagemauer befindet sich nach Jahren in verschiedenen Ausstellungen wieder an seinem ursprünglichen Ort. Er war während der Eroberung Jerusalems durch die römische Zehnte Legion heruntergefallen. Die Römer nahmen die Stadt 70 nach Christus ein und zerstörten den Zweiten Tempel.
Am Montagabend wurde der Stein in einer Zeremonie zu den Überresten der Außenmauer des einstigen Heiligtums zurückgebracht. Der für die Klagemauer zuständige Rabbiner, Rabbi Schmuel Rabinovitz, hatte dies im Februar gefordert – auch für andere Ausstellungsstücke aus der Antike.
Vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosch HaSchana, das in diesem Jahr am Abend des 22. September begann, diskutierte er mit Knessetsprecher Amir Ochana (Likud) über das Thema. Denn der Stein war etwa 16 Jahre lang im israelischen Parlament ausgestellt. Dann wurde er am Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv gezeigt.
Der Stein wiegt etwa 5 Tonnen, berichtet die Nachrichtenseite „Arutz Scheva“. Bei der Zeremonie sagte Ochana: „Wenn Steine reden könnten, würde uns dieser schwere Stein, mit Tausenden Jahren Geschichte auf dem Rücken, von Generationen von Juden erzählen, die kamen, um im Tempel zu beten. Wir wollen dieses Kapitel seiner Wanderschaft abschließen und ihn an einem dauerhaften Ort unterbringen, wo er die Geschichten erzählen kann, deren Zeuge er wurde.“
Hoffnung auf „Jahr der Versöhnung“
Die Entscheidung sei mit der Hoffnung verbunden, dass das jüdische Jahr 5786 „mit Gottes Hilfe ein Jahr der Versöhnung und der Einheit sein wird“, ergänzte Ochana. Er solle eine Warnung sein vor Zerstörung, die über Israel kommen könne, wenn das Volk gespalten sei. Gleichzeitig diene er als Wegweiser „zu unserer gewaltigen Stärke, wenn wir vereint sind und der Segen der Schechina über unserem Kopf schwebt“. Das hebräische Wort „Schechina“ steht für die göttliche Gegenwart in der Welt; Martin Buber übersetzte es mit „Einwohnung“. Die Römer konnten Jerusalem auch deshalb erobern, weil die Juden untereinander uneins waren.
Rabbi Rabinovitz bezeichnete die Rückführung zu den anderen Steinen, die seit 2.000 Jahren dort stehen, als „Richtigstellung“. „Es ist eine öffentliche Erklärung, dass wir, die wir in unsere Grenzen zurückkehren, die heiligen Steine nicht vergessen, unsere Vergangenheit nicht vergessen, und ihre Heiligkeit wahren.“ Der Lagerort soll eingezäunt werden. Zudem wird die Öffentlichkeit angewiesen, sie nicht unzweckmäßig zu benutzen.
Der Generaldirektor der Israelischen Altertumsbehörde, Eli Escusido, sagte: „Die Altertumsbehörde ist verpflichtet, in Angelegenheiten von Heiligkeit tätig zu werden. Das geschieht aus Ehrfurcht vor Israels Tradition und in Abstimmung mit dem Urteil der Oberrabbiner, die festlegten, dass den Steinen der Westmauer eine besondere Heiligkeit innewohnt.“
Im Anschluss an die Zeremonie wurde das zweite Licht an einem Chanukkaleuchter entzündet. (eh)
Eine Antwort
Danke für den Bericht. Auch ich hoffe auf ein Jahr der Versöhnung: Möge ganz Israel vereint sein und verbunden mit allen Israel-Freunden auf dieser Welt !
Der Stein hat eine wichtige Bedeutung.