TEL AVIV (inn) – Der weltbekannte Satiriker Ephraim Kishon ist am Dienstag auf dem Trumpeldor Friedhof in Tel Aviv beerdigt worden. Neben seinen drei Kindern und seiner letzten Ehefrau nahmen Hunderte Persönlichkeiten aus Kunst und Politik von dem Schriftsteller Abschied.
Sein mit einer israelischen Flagge umhüllter Sarg war am Morgen im Sokolov Haus in Tel Aviv aufgebahrt worden, wo Hunderte von Trauergästen Abschied nahmen. Bei der Beerdigung wurde Kishons Leichnam nur in eine israelische Flagge gehüllt ins Grab gelassen.
Der Friedhof im Zentrum Tel Avivs, auf dem zahlreiche bekannte Persönlichkeiten begraben sind, liege „im Herzen der Stadt, die er liebte“, sagte sein ältester Sohn Rafi (48). Mit einem Lächeln verwies er darauf, dass das Grab seines in Budapest geborenen Vaters nur wenige hundert Meter von einem ungarischen Restaurant entfernt liege, das die Familie früher fast jeden Samstag besucht habe. „Ich hoffe, das gefällt ihm.“ Dies berichtet die Tageszeitung „Die Welt“.
Kishons Grab liegt neben dem seiner 2002 verstorbenen Ehefrau Sara („Die beste Ehefrau von allen“). Neben seinen Kindern stand seine österreichische Ehefrau, die 48-jährige Autorin Lisa Witasek. Unter den Trauergästen war auch der langjährige Freund Kishons, der ehemalige Justizminister Josef Lapid. Kishon, dessen Bücher vor allem in Deutschland großen Erfolg hatten und weltweit 43 Millionen Mal verkauft wurden, fühlte in Israel wenig Anerkennung von den Kritikern. Darauf anspielend sagte Lapid: „In Ephraims Seele klaffte ein schwarzes Loch. Er konnte einfach nicht glauben, dass er wirklich geliebt wird.“ Mit dem berühmten Satiriker werde ein „wichtiges Kapitel der israelischen Kultur“ und die „Behörde für den israelischen Humor“ zu Grabe getragen.
Auch die Bildungsministerin Limor Livnat war gekommen, um von Kishon Abschied zu nehmen. „Kishon war ein Genie bei der Analyse und Darstellung von Situationen“, so die Ministerin. „Er hatte ein Liebesverhältnis mit der hebräischen Sprache und bezog sich auf den Humor, den er mit abgrundtiefem Ernst schuf.“ Sie habe ihn „von Kindheit an verehrt“ und seine Bücher auswendig gelernt. „Zu Hause veranstalteten wir Wettbewerbe, wer der größere Kishon-Experte war.“ Kishons Ironie sei „weise, ohne Grobheit, ohne Beschimpfungen“ gewesen.
Eine große deutsche Delegation aus Verlags- und Theatermitarbeitern habe wegen schlechten Wetters nicht aus München abfliegen können, hieß es. Sie habe daher das Begräbnis verpasst. Kishon hatte seine Bücher in der Verlagsgruppe Langen Müller Herbig veröffentlicht, mit deren Verlegern ihn auch private Freundschaft verband.
Laut „Welt“ erinnerte die Begräbniszeremonie selbst teilweise an eine der satirischen Geschichten Kishons über das israelische Alltagsleben. So beugte sich etwa eine junge Frau aus einem der Wohnhäuser direkt hinter der Friedhofsmauer aus dem Fenster und unterhielt sich lautstark mit einer Freundin auf der Straße. Auch das laute Hupen der nahegelegenen Ben Jehuda-Straße habe den Trauergesang des Kantors immer wieder unterbrochen.
Ephraim Kishon war am Samstag im Alter von 80 Jahren an seinem Zweitwohnsitz in der Schweiz an einem Herzinfarkt gestorben.