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Kirchenneubau in Arabien

Zum ersten Mal seit der Islamisierung des Orients soll jetzt in Qatar eine christliche Kirche gebaut werden. In Doha, der Hauptstadt des Emirats am Persischen Golf, will eine anglikanische Gemeinde Anfang 2006 mit dem Bau einer neuen Kirche beginnen. Das Land für den Kirchenneubau am südlichen Stadtrand von Doha ist eine Schenkung des qatarischen Emirs, Scheich Hamad Bin Chalifa al-Thani.

Clive Handford, seit 1996 Bischof der Kirche von England für Zypern und die Golfregion, sprach von einem 7-Millionen-Dollar-Projekt, einschließlich Kongresszentrum und Konferenzräumen, das den Namen „Ephiphanias-Kirche“ tragen soll. Auch in anderen Golfstaaten, wie beispielsweise Kuwait, Bahrain oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, haben die ansonsten streng islamischen Regierungen in den vergangenen Jahren Kirchenneubauten genehmigt, um Fachkräften aus dem westlichen Ausland den Aufenthalt angenehmer zu gestalten.

Im streng islamischen Qatar wurden die Pläne der anglikanischen Kirche, wie auch das Vorhaben, drei weitere christliche Versammlungsstätten einzurichten, bislang kaum publiziert. Ian Young, der seit 1991 als anglikanischer Priester in Doha dient, weiß aber von Kirchenbauvorhaben katholischer, ägyptisch-koptischer und indischer Christen in Qatar.

Qatar ist in der westlichen Welt vor allem durch seinen Fernsehsender „Al-Dschasira“ bekannt geworden. Al-Dschasira berichtet auf seiner Internetseite neben dem Kirchenbauvorhaben des Emirs noch darüber, dass Qatar im israelischen Sachnin ein Sportzentrum finanziert, der qatarische Prinz Saud Bin Salman Bin Saud al-Thani bei einem illegalen Autorennen in Ägypten fünf Menschen getötet und zwanzig verletzt hat und der qatarische Prinz Hamid Bin Abdul Sani al-Thani in Prag wegen sexueller Vergehen zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt wurde.

Hauptaussage des Al-Dschasira-Berichts über den Kirchenneubau ist, wie ablehnend, verärgert und beleidigt die muslimische Öffentlichkeit in Qatar auf die Kirchenbaupläne der Regierung reagieren werde. Eigentlich respektiere die Bevölkerung von Qatar ja andere Religionen, betont der als „arabisches CNN“ bekannte Al-Dschasira, aber die pro-westliche Regierungspolitik gefährde den muslimischen Charakter des Emirats Qatar. Erst im März hatte sich ein ägyptischer Ingenieur mit einer Autobombe vor einem Kino, das vor allem von Ausländern frequentiert wurde, in die Luft gesprengt. Dabei kam ein britischer Staatsbürger ums Leben, zwölf weitere Menschen, darunter viele Ausländer, wurden verletzt.

Auf der Arabischen Halbinsel hatte sich in den ersten Jahrhunderten nach Christus eine blühende christliche Gemeinschaft entwickelt. Im 4. bis 7. Jahrhundert gab es an der westlichen Küste des Persischen Golfs eine ganze Reihe christlicher Kirchen und Klöster. Bischof Handford, der auf Zypern seinen Sitz hat, weiß, dass ein christlicher Bischof aus der Gegend des heutigen Qatar im Jahre 325 nach Christus am Konzil von Nicäa teilgenommen hat.

Während sich in vielen arabischen Ländern, wie beispielsweise Ägypten oder Syrien, bis heute bedeutende christliche Minderheiten behaupten konnten, wurden auf der Arabischen Halbinsel, dem Kernland des Islam, alle christlichen und jüdischen Gemeinden infolge des Aufkommens des Islam seit dem 7. Jahrhundert ausgelöscht. In Saudi Arabien ist bis heute jede nicht-muslimische Religionsausübung verboten.

Erst nach der Entdeckung großer Ölvorräte auf der Arabischen Halbinsel sind in den vergangenen 100 Jahren viele Christen in die Region eingewandert. Neben Fachkräften aus dem Westen hat der Reichtum der arabischen Ölscheichs viele Gastarbeiter aus Ostasien, vor allem von den Philippinen, angelockt. Doha beherbergt außerdem die zentrale Kommandobasis der US-Streitkräfte in der Golfregion.

Heute leben in Qatar schätzungsweise 70.000 Christen, von denen 7.000 Anglikaner und 50.000 Katholiken sind. Sofern es einheimische Christen gibt, wird deren Existenz verschwiegen. Sie müssen im Untergrund ihren Glauben praktizieren. Die anglikanische Gemeinde von Doha blickt mit ihrer Gründung im Jahre 1916 auf eine fast 90-jährige Geschichte zurück und ist damit die älteste christliche Gemeinde in Qatar, wo sich die Christen bislang in Schulen und Privathäusern zum Gottesdienst versammelt haben.

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