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Kind transportierte Bombe: Sprengsatz sollte an Checkpoint explodieren

NABLUS (inn) – Der Sprengstoffgürtel, den israelische Sicherheitskräfte am Montag im Gepäck eines palästinensischen Jungen entdeckt haben, sollte offenbar an der Straßensperre explodieren. Der Elfjährige war am Nachmittag mit drei Taschen an den Kontrollpunkt in der Nähe von Nablus gekommen.

Wie der aktuelle Dienst der Zeitung „Jediot Aharonot“ (ynet) am Dienstag berichtet, handelt es sich bei dem Jungen um Abdalla Kuran aus dem Flüchtlingslager Balata. Er besucht dort die sechste Klasse einer Schule der UN-Hilfsorganisation UNRWA. In seiner Freizeit verdient er Geld, indem er für Palästinenser Gepäckstücke auf die andere Seite der Hawara-Straßensperre bringt. Die Einkünfte kommen seiner Familie zugute.

Am Montag kamen zwei Männer zwischen 30 und 40 auf ihn zu, erzählte Abdalla gegenüber „ynet“: „Sie haben zu mir gesagt: Nimm diese Tasche. Auf der anderen Seite der Straßensperre ist eine erwachsene Frau. Gib sie ihr.“ Er fügte hinzu: „Die beiden Männer gaben mir fünf Schekel (etwa 91 Cent), damit ich die Tasche zum Checkpoint Hawara bringe.“

Mit zwei weiteren Taschen kam Abdalla an den Kontrollpunkt. „Die Soldaten begannen, zwei der Taschen zu öffnen. Plötzlich, bevor sie die dritte Tasche öffneten – nahmen sie mich zur Seite und ich sah nicht, wie sie die Tasche öffneten.“ Die Soldaten hätten ihm Süßigkeiten gegeben.

Eine Polizistin entdeckte Drähte, die aus der Tasche hingen. Davon hat Abdulla nach eigenen Angaben nichts bemerkt. Er wusste nicht, dass diese Tasche einen Sprengstoffgürtel enthielt, der mit einem Mobiltelefon verbunden war. Die israelischen Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass der Sprengsatz am Checkpoint explodieren sollte. Dies sei durch einen technischen Defekt und die Wachsamkeit der Soldaten verhindert worden.

„Sie fragten mich: sag, wer dir die Tasche gegeben hat“, berichtete der Elfjährige. „Sie schrieen mich auch an.“ Nach wenigen Stunden wurde Abdalla freigelassen, weil er die Ermittler davon überzeugt hatte, dass er nicht in den geplanten Anschlag verwickelt war. Gegenüber „ynet“ sagte er, er habe keine Angst vor einer Explosion gehabt – nur davor, dass er geschlagen werde, weil er sehr spät nach Hause kam.

Experten brachten die Tasche unterdessen zu einer kontrollierten Explosion. Sie enthielt etwa zehn Kilogramm Sprengstoff.

Abdallas Familie hält den Vorfall für eine israelische Erfindung. Für seinen ältesten Bruder Mohammed besteht kein Zweifel, dass die ganze Sache „eine erfundene Angelegenheit des israelischen Geheimdienstes ist“. Sein Bruder sei zweifellos ein „Instrument in den Händen der Israelis“ gewesen.

Ein weiterer Verwandter, der Taxifahrer ist und am Kontrollpunkt arbeitet, wies darauf hin, dass noch vor dem Zwischenfall Journalisten in der Gegend aufgetaucht seien. Das deute „darauf hin, dass Israel die Geschichte erfunden hat, um Punkte im öffentlichen Meinungskampf zu gewinnen und die Palästinenser zu beflecken“.

Ein Sprecher der Fatah-Partei von PLO-Chef Jasser Arafat wies jede Verantwortung zurück. Schon bei etwaigen 15-jährigen Selbstmordattentätern gebe es große Diskussionen. „Deshalb besteht keine Chance, dass wir hinter dem Vorfall stecken – das ist unmenschlich und widerspricht jeder Vorstellung von Moral.“ Die Israelis hätten sich alles ausgedacht, so der Fatah-Vertreter.

Das israelische Außenministerium kündigte an, Journalisten bezüglich dieses Themas anzuleiten. „Die ausländischen Medien sind nicht an der Geschichte interessiert“, sagte ein Sprecher. „Sie passt nicht zu der üblichen Darstellung, die Israel als Aggressor zeigt.“

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