JERUSALEM (inn) – Die von Ariel Scharon neu gegründete Partei Kadima stellt für die Wahl am kommenden Dienstag keinen arabischen Kandidaten für die oberen Listenplätze auf. Grund dafür ist eine Umfrage, die für diesen Fall einen deutlichen Stimmverlust prognostiziert.
Wie die Tageszeitung „Ha´aretz“ berichtet, sei das Resultat der von Kadima in Auftrag gegebenen Umfrage unmissverständlich: Kadima verlöre fünf bis sieben Sitze in der Knesset, wenn sie neben dem Drusen Madschali Wahabi einen arabischen Kandidaten aufstellt. Die hierdurch hinzugewonnenen arabischen Stimmen könnten den Verlust anderer Stimmen nicht kompensieren.
Danny Gera, Experte für Israels arabische Bevölkerung, hält die Reaktion für einen großen Fehler. Jedoch verstehe er die Beweggründe: „Politiker machen eine kalte Kalkulation über Profit und Verluste. Die Entscheidung von Kadima basierte auf den Daten der Umfrage. Jedoch hätte Kadima die Möglichkeit gehabt, der arabischen Öffentlichkeit eine klare und positive Botschaft zu vermitteln.“
Die Anführer von Kadima, inklusive Außenministerin Zipi Livni, sind ebenfalls der Ansicht, dass die Entscheidung gegen einen arabischen Kandidaten ein Fehler gewesen sei. Nun versuchen sie, die Situation zu verbessern, indem sie der arabischen Bevölkerung Gelder zur Verfügung stellen. In den vergangenen beiden Wochen hatte die Regierung einen Aktionsplan bewilligt, der Arbeitsplätze für arabische Beamte schaffen und Gelder für Klassenzimmer im arabischen Sektor zur Verfügung stellen soll. Außerdem versprach Wahabi, die Interessen der Araber treu zu vertreten.
Zurzeit nimmt die arabische Unterstützung für Kadima ab. Grund dafür ist laut einem arabischen Ratsvorsitzenden die Enttäuschung über die Art und Weise, wie die Partei den arabischen Wählern begegnete. Außerdem meinten einige Araber, dass Wahabi nur einen kleinen Teil der Araber repräsentiere.